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 Betreff des Beitrags: Diagnostische Kriterien
BeitragVerfasst: Montag 18. Juni 2007, 20:24 
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Diagnostische Kriterien

Angst vor Trennungen oder ein verzweifeltes Bemühen diese zu verhindern - Schwierigkeiten mit dem Alleinsein.

-Zeitweiliges Alleinsein kann von den Betroffenen teilweise als
andauerende Isolation empfunden werden. Das Gefühl der eigenen
Existenz und des lebendig seins, kann dabei vorrübergehend ausgelöscht
sein. Sind die Betroffenenallein, dann erleben sie sich oft als gereizt,
ängstlich oder werden depressiv. Durch eine Betäubung mit Alkohol und/
oder Drogen, durch impulsive Handlungen wie Freßanfälle oder
selbstverletzendes Verhalten versuchen die Betroffenen dem Alleinsein
zu entfliehen bzw. es zu verhindern. Oftmals wird auch aus diesem
Grund Druck auf den Partner oder die Umgebung ausgeübt.


Starke Neigung zum Aufbau von sehr intensiven, aber instabilen Beziehungen. Diese sind oftmals durch einen Wechsel zwischen extremer Idealisierung und Abwertung charakterisiert.

-Manchmal zeigen Betroffene eine Intoleranz gegenüber Trennungen und
einer Angst vor Intimität. Dies kann zu instabilen Beziehungen führen.
Der Wunsch nach Geborgenheit und Nähe ist verbunden mit der Angst
sich zu binden. So sind die nächsten Konflikte vorprogrammiert. Zu einer
Abwertung kann es kommen, wenn diese widersprüchlichen Bedürfnisse
von der Umgebung nicht erfüllt und akzeptiert werden. Zurückweisungen
können von den Betroffenen als Enttäuschung erlebt werden und zu
Missverständnissen führen. Dies hat dann meist eine Abwertung des
eigenen Selbst zur Folge.

-Aufgrund der eigenen Lebenserfahrungen besteht oft ein generelles
Misstrauen. Durch die Kontrollschwierigkeiten die eigenen Emotionen,
kommt es oft zu einer Bewertung von "gut" und "böse". Das Umfeld wird
z. B. entweder als liebenswert betrachtet oder aber verachtend.

-Menschen aus dem Umfeld reagieren auf das o. g. Verhalten entweder
mit übertriebener Rücksichtsnahme oder Enttäuschung bzw. Rückzug.
Trotz aller Ambivalenzen sind manche Betroffenen oft immer wieder in
der Lage, auch stabile Beziehungen aufrecht zu erhalten.


Identitätsstörungen - Schwierigkeiten mit dem eigenen Selbstbild und der Identifizierung

-Ein stabiles Identitätsgefühl ist daran zu erkennen, dass man in
grundlegender Übereinstimmung mit sich Selbst, seinen Gefühlen und
seinem Körper ist.

-Bei Borderlinern ist ein gestörtes Identitätsgefühl oft zu beobachten.
Oft werden die Betroffenen von ihrem eigenen ICH irritiert. Dies kann
sich z. B. in Form von Orientierungsschwierigkeiten bei der Partnerwahl,
Entscheidungen in der Berufswahl oder Langzeitzielen äußern.

-Die eigene Selbstbewertung und deren Eigenschaften sind oft
schwankend. Freut sich ein Betroffener z. B. an einem Tag über eine
Leistung und hat er in diesem Moment auch das Gefühl kompetent zu
sein. Macht die selbe Person am nächsten Tag einen Fehler, kommt sie
sich deshalb sofort unfähig vor.

-Der Betroffene hat dann das Gefühl nicht mehr so zu sein, wie er einmal
war, und meint, sich ständig neu beweisen zu müssen.
Durch dieses Verhaltensmuster zeigen die Betroffenen oft eine
beständige Zähigkeit. Durch diese Hartnäckigkeit wird die Unsicherheit
sich selbst gegenüber immer wieder neu kompensiert.


Potenziell selbstschädigende bzw. impulsive Handlungen.

-Zu den potentiell selbstschädigende Handlungen zählen z. B.
übermäßiges Geldausgeben, Drogen- und Alkoholmissbrauch, häufig
wechselnde sexuelle Kontakte, Diebstahl, rücksichtsloses Fahren,
Selbstverletzung und Essstörungen.

-Impulsive Handlungen dienen oftmals als Verteidigungsmechanismus
gegenüber Gefühlen wie z. B. Angst, Verlassenwerden und Einsamkeit.
Gefühle wie Traurigkeit, Zorn oder Enttäuschung versuchen die
Betroffenen mit aller Macht zu verhindern. Meist werden sie durch
Fressanfälle, Kaufräusche, Drogen- oder Alkoholkonsum kompensiert.

-Auslöser für diese Handlungen können Konflikte sein, die beim
Betroffenen starke Anspannungen verursachen.
Das Selbstwerterleben wird dadurch stark angegriffen, was zu einer Vermeidung dieser bekannten Situationen führt.

-Die Betroffenen spüren ein großes Gefühl der Hilflosigkeit und versuchen dieses mit schädlichen Verhaltensmustern zu überbrücken. Allerdings haben die Betroffenen mit diesen Verhaltensmustern gelernt, den emotionalen Schmerz auszuhalten, zu betäuben oder zu verhindern und somit das Leben für sie leichter zu gestalten.


Suizidalität und Selbstverletzendes Verhalten (SVV)

-Selbstverletzendes Verhalten wird oft verheimlicht aus Schuld- und
Schamgefühlen. Die Gründe für dieses Verhalten sind oftmals
unterschiedlich. Einige Betroffene berichten, dass sie so keinen
emotionalen Schmerz mehr spüren. Andere wiederum versuchen durch
selbstverletzendes Verhalten wieder "etwas zu spüren" und so aus der
Isolation zu finden. Viele spüren während der Selbstverletzung keinen
Schmerz, sondern eine Art ruhige Euphorie.


-Gefühle von starken Spannungen, Zorn oder überwältigende Traurigkeit
sind oft Auslöser für die Selbstverletzung. Anschließend erleben die
Betroffenen oftmals ein Gefühl der Erleichterung, sowie eine Befreiung
von Angst und Druck. Letzteres kann dazu führen, dass die
Selbstverletzung als Problemlöser angewandt wird.


-Selbstverletzendes Verhalten kann auch ein Zeichen dafür sein, dass der
Betroffene nach Hilfe und Unterstützung sucht. Manche der Betroffenen
benutzen dies auch als Mittel, um das Umfeld und den Partner an sich zu
binden. Dieses Verhaltensmuster ist für sie eine Art Überlebensstrategie,
da sie sich manchen Situationen nicht gewachsen fühlen oder sie
als "nicht aushaltbar" sehen.


Stimmungsschwankungen

Die Stimmungen können sehr schnell zwischen Ärger, Depression, Wut, Angst etc. wechseln.


Diese extremen Schwankungen können schon durch kleine Irritationen beim Betroffenen ausgelöst werden. Sie haben dann meistens keine ruhige und kontrollierte Grundstimmung mehr, sondern sind eher rastlos, fühlen sich hin- und hergerissen, sind pessimistisch, zynisch oder depressiv.


Dies wird von den Betroffenen als irritierend empfunden und kann zu Einschränkungen im Selbstbild und Verhalten führen, welche wiederum von der Umwelt als störend erlebt werden.


Die Sensibilität der Betroffenen kann besonders durch negative Reaktionen ihres Umfeldes erhöht werden.


Chronisches Gefühl der Leere

Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung fehlt oftmals das Gefühl einer stabilen Grundidentität. Dadurch fühlen sie sich leer und einsam.


Die Betroffenen setzen sich damit selber einem enormen Leidensdruck aus. Sie erleben sich selbst wie einen "Hohlraum" oder fühlen sich wie tot. Oftmals wird dann versucht, diese "Löcher" zu füllen.


Das Gefühl der Leere kann sich bis zu einer Art existenzieller Angst steigern.


Wutausbrüche und Probleme mit der Kontrolle von Wut und Ärger

Die Wutausbrüche können sehr massiv und nicht vorhersehbar sein. Im Vergleich zur auslösenden Situation stehen diese Ausbrüche in einem unangemessenem Verhältnis.


Die Betroffenen richten ihre Wut oft gegen ihr Umfeld und Menschen, die ihnen sehr nahe stehen. In vielen Fällen besteht bereits eine misstrauische und ärgerliche Grundhaltung.


Oft versuchen sie durch einen provozierten Streit die Stabilität einer Beziehung zu testen oder die Distanz zwischen ihnen und ihrem Umfeld zu erhöhen.


Vorrübergehendes und stressabhängiges Entfernungs- und Entfremdungserleben, imaginäres Gefühl von Bedrohung und Verfolgung

Durch das teilweise Ausschalten des Bewußtseins haben Betroffene gelernt, mit schwierigen und traumatischen Situationen umzugehen, bzw. sie zu überstehen.


In derartigen Situationen beschreiben sie ihren Körper oftmals als taub und nicht dazugehörig.


In Extremsituationen fühlen sich Betroffene oft wie gelähmt oder erstarrt. Dies kommt vor, wenn sie von den inneren Bildern oder Erinnerungen überflutet werden.


Um einen derartigen Zustand nicht mehr aushalten zu müssen, entwickeln Betroffene einen Mechanismus, damit sie sich nicht mehr spüren müssen.


Die Fähigkeit sich weit weg von sich selbst zu fühlen und somit keinen Schmerz spüren zu müssen, gehört zu den dissoziativen Syndromen.


Nicht selten wird dies vor dem Selbstverletzenden Verhalten angewandt. Emotionale Stresssituationen können dazu führen, dass Stimmen oder Personen wahrgenommen werden, die nicht existieren. Dadurch wird die Vergangenheit der Betroffenen in die Gegenwart integriert. In der Regel sind dies traumatische Erfahrungen, die dem Betroffenen wiederfahren sind.


Diese Kriterien mögen unzusammenhängend oder nur entfernt miteinander verbunden erscheinen. Beim genaueren Betrachten jedoch, kann man den Zusammenhang dieser neun Symptome in einer Art Wechselbeziehung zueinander erkennen. Das heißt, dass ein Symptom ein weiteres auslöst. Man kann dies auch als eine Art "Aufschaukeln" bezeichnen.

Dies kann dazu führen, dass das soziale Leben stark eingeschränkt wird und teilweise gar nicht mehr möglich ist. Ein Betroffener kann diese Symptome auch nacheinander aufweisen, wodurch sich auch die schwierige Diagnostik und Definitionsverwirrung in diesem Bereich erklären lässt.

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Lache niemanden aus, der gerade drei Schritte rückwärts geht..... Er könnte grade Anlauf nehmen!


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