Stimmungsstabilisierer (Phasenprophylaktika)
Stimmungsstabilisierer, auch als Phasenprophylaktika bezeichnet, werden insbesondere bei bipolaren Erkrankungen angewendet, um das Rückfallrisiko in eine erneute Krankheitsphase zu verringern bzw. möglichst ganz zu verhindern. Die gebräuchlichsten Substanzen sind Lithium sowie verschiedene Antikonvulsiva/Antiepileptika, z.B. Carbamazepin, Valproinsäure und Lamotrigin.
Die Wirkung
Phasenprophylaktika wirken bei depressiven und manischen Phasen stimmungsausgleichend. Trotz seines über mehrere Jahrzehnte erfolgreichen Einsatzes als Phasenprophylaktikum ist die genaue Wirkungsweise von Lithium bis heute nicht geklärt. Es ruft eine Reihe von Reaktionen im Körper hervor, wirkt beispielsweise ähnlich wie der Neurotransmitter Serotonin, ein Botenstoff, der für die Übertragung bestimmter Nervenimpulse wichtig ist. Auch das Gefühl für Tag- und Nachtphasen des Körpers beeinflusst Lithium. Darüber hinaus soll es an so genannten Signaltransduktionsmechanismen (Kaskaden-Reaktionen, die viele Hormonsignale und Sinnesreize übertragen) beteiligt sein. Die unterschiedlichen Wirkmechanismen der eigentlichen Antiepileptika Carbamazepin, Valproinsäure und Lamotrigin hinsichtlich einer Stimmungsstabilisierung sind noch nicht im Einzelnen geklärt.
Die praktische Anwendung
Die Behandlung mit Lithium bedeutet eine größere Belastung für den Körper und besitzt deswegen ein eingeschränktes Anwendungsspektrum. Bei der Therapie mit Lithium (z.B. bei biploaren Erkrankungen) muss der Arzt die Dosis individuell auf den Patienten abstimmen. Wichtig ist aber auch, dass der Patient in der Lage ist, das Medikament verlässlich mit der genau angegebenen Dosierung zu nehmen. Da das Risiko relativ hoch ist, dass man bei der Dosierung in den giftigen Bereich kommt (diese enge Wirkungsbereich wird auch als geringe therapeutische Breite bezeichnet), sind regelmäßige Untersuchungen des Blutserumspiegels erforderlich. Der optimale Blutspiegel liegt bei 0,6 – 0,8 mmol/l.
Antikonvulsiva wie Carbamazepin werden vor allem dann eingesetzt, wenn die Therapie mit Lithium erfolglos war.
Stimmungsstabilisierer machen auch bei längerer Einnahme nicht abhängig.
Nebenwirkungen und Vergiftungserscheinungen
Zu den häufigsten unerwünschten Begleiterscheinungen von Lithium zählen Durst, Übelkeit, Durchfall, Gewichtszunahme, Gedächtnisstörungen und eine Vergrößerung der Schilddrüse. Außerdem kann es zu Zittern kommen. Lithium wird über die Nieren ausgeschieden; die Folge von Überdosierung sind leicht Austrocknungssymptome und Kochsalzmangel. Bei weiterer Überdosierung treten insbesondere stärkeres Zittern auf sowie unkoordinierte Bewegungen und Sprachstörungen bis hin zu Benommenheit.