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 Betreff des Beitrags: Natürliche Selbstheilung
BeitragVerfasst: Sonntag 1. Oktober 2006, 21:33 
Liebes Forum,

ist natürliche Selbstheilung, also Psychotherapie heftiger Symptome in eigener Regie d.h. ohne Therapeut möglich ? Solche Symptome entstehen irgendwann in der späteren Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter und gestalten sich oft so, als würde jemand den Stöpsel in der Badewanne eindrücken, sodaß die natürliche Entfaltung blockiert und die Wanne des Bewußtseins mit immer heftigeren Störungen ganz voll läuft.
Wie kann man den Stöpsel wieder ziehen und sich wieder befreien ?
Im folgenden möchte ich mal eine Art Vision beschreiben zur natürlichen Selbstheilung:

Zunächst ist es natürlich entscheidend, welche psychischen Proleme man hat. Nicht alle Probleme können durch Kindheitserforschung sinnvoll bearbeitet werden, schon gar nicht alleine. Wenn der Therapeut aber dies für erfolgversprechend hält, besonders wenn er sowieso Selbstanalyse erwartet in der Therapie, dann kann die Arbeit los gehen.

Meine Erfahrungen stützen sich leider ausschließlich auf analytische Psychotherapie, denn bisher habe ich eine andere nicht kennen gelernt.
Ziel dieser Therapie ist es, verdrängte Gefühle und Erinnerungen wieder bewußt zu machen, die eine Entwicklung zum gesunden, selbständigen Individuum blockieren. Die Ursachen und Lösungen für gegenwärtige Probleme sind laut Neurosenlehre im Unbewußten und in der Vergangenheit des Patienten zu suchen. Der Patient soll im Laufe der Therapie die Konflikte von prägenden Entwicklungsphasen erneut durchleben, um sie zu verarbeiten.

Nur die Mittel, mit denen dies in einer Psychotherapie mit dem Therapeuten geschieht, sind andere, als die, die ich für mich verwende, wenn ich in aller Stille für mich arbeite. In der Psychoanalyse sind dies die systematische Analyse von Übertragung und Gegenübertragung, die freie Assoziation und die Traumdeutung. Wenn man für sich alleine arbeitet, kann man natürlich keine Übertragungen analysieren, bis auf die Übertragungen seines Alltagslebens auf Personen des sozialen Umfeldes, und das Mittel der freien Assoziation ist ansich ohne weiteres eigentlich zu unökonomisch und zu wenig zielstrebig, sodaß zentrale Kindheitskonflikte nichteinmal berührt werden.

Bleibt also nur noch die Traumdeutung und Übertragungen des Alltagslebens für die Selbstheilung. Beides kann man analysieren und daraus Hinweise auf Konfliktabkömmlinge sammeln. Aber für die Rekonstruktion des zentralen Kindheitskonfliktes reicht das noch nicht.
Man benötigt einen anderen Zugang zu seiner Kindheit. Wie in der Gestalttherapie sehe auch ich das Ziel darin, mich mit unvollständig verarbeiteten Erfahrungen der Kindheit zu konfrontieren.

Ein spezielles Problem ist die Angst, die dabei eventuell entstehen kann. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, daß das Problem nicht so groß ist, wie es scheint. Man kann einiges gegen diese Angst tun z.B. einen lieben Stoffbären aus der Kindheit mitnehmen oder eine stilles Gebet sprechen, um sich zu sammeln. Man kann sich da helfen, glaube ich.

Allerdings erinnere ich nicht alles so, wie es der historischen Wahrheit entspricht. Ich schreibe vielmehr eine Legende, die meine bewußten, mir bekannten Kindheitsereignisse berücksichtigt, aber sie in einem Sinnzusammenhang beschreibt, der auch auf Handlungsdispositionen und Tendenzen der Bezugspersonen meiner Kindheit eingeht und mein damit verbundenes, starkes inneres Wollen beschreibt. Diese Legende ist zunächst nur eine Hypothese, die erst noch bestätigt werden muß von den gegenwärtigen, psychischen Problemen, aber auch von z.B. Träumen und Alltagsübertragungen. Ein Hilfsmittel der Klärung und Verarbeitung von Kindheitserlebnissen ist sicherlich die kontrollierte Regression im Dienste des Ichs. Dabei versetzt man sich in sein kindliches Ich und sieht damit seine Kindheitserfahrungen und die damit verbundenen Gefühle und Ängste mit den Augen des inneren Kindes.
Dies ist dann ähnlich dem Gespräch mit dem inneren Kind, aber hier mit dem Zweck, Kindheitserfahrungen bewußt zu machen und zu verarbeiten.

Was meint Ihr dazu ? Kann man sich auf natürliche Weise selbst heilen ?
Ohne die teilweise paradoxe und befremdende Gesprächstechnik einer psychoanalytischen Therapie, ohne die oft sinnlose und ergebnislose freie Assoziation ? Und alles in eigener Regie, sehr schnell, zielstrebig und ökonomisch in wenigen Tagen und nicht in vielen, sehr leidvollen Jahren ?

Über möglichst zahlreiche Beiträge und Antworten wäre ich froh.

Viele herzliche Grüße
Andreas


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Montag 2. Oktober 2006, 20:41 
ich weiß nicht,ob selbstheilung möglich ist.was ich aber sicher weiß,ist die tatsache,das wir nicht in wenigen tagen oder wochen geheilt werden.wir haben jahre gebraucht,um uns falsch zu entwickeln.und das kann man nicht in kurzer zeit rückgängig machen.alles braucht seine zeit.vieles ginge vielleicht eher,wenn wir bessere möglichkeiten für therapien bekommen würden.nur gerade uns borderliner will niemand wirklich haben,eben weil wir so kompliziert sind,und uns oft unmöglich benehmen,für das erwachsene dasein.wie oft hab mich mich an meine thera geklammert,leider vergeblich.ich suche nach wie vor das,was ich in meiner kindheit von meinen eltern nie bekommen habe.ich wäre froh,wenn ich unbeschwert leben könnte.aber da gibt es leider zu viele defizite.es sind nicht nur die mangelnde liebe,wärme,geborgenheit,abschiede.es ist viel mehr.bei mir zum beispiel s***(über monate) und seelischer MB über jahre,vernachlässigung schlechthin(wobei wir immer zu essen ,klamotten,ein dach über den kopf hatten),aber vieles andere fehlte.dies sind so gerade meine gedanken zu diesm thema.lichti


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 Betreff des Beitrags: Natürliche Selbstheilung
BeitragVerfasst: Dienstag 3. Oktober 2006, 13:29 
Hallo liebe Lichtjaeger,

ich danke Dir für Deine Antwort auf meine These zur natürlichen Selbstheilung. Wie leiden offensichtlich unter ganz unterschiedlichen psychischen Problemen. Während Du Dich mit einer Bl herumschlagen mußt, leide ich unter einem sogenannten neurotischen Kindheitskonflikt.
Leider muß ich Dir da auch zustimmen, das alles seine Zeit braucht. In der Regel heilen wir uns nicht in wenigen Tagen oder Wochen. Leider.

Ich habe auch schon einmal eine Borderline-Freundin gehabt. Sie hatte die ungewöhnliche Fähigkeit, sich sagenhaft beliebt bei mir zu machen. Es gibt kaum ein Wunsch, den sie mir nicht erfüllt hätte. Und dann entwertete sie mich total und trennte sich von mir. Es war eine schlimme Zeit für mich. Dabei machte sie Karriere. Sie umwarb selbst mit Erfolg ihren Chef. Sie war Ärztin und sehr beliebt in ihrem Krankenhaus. Aber dann fühlte sie sich wieder völlig einsam und verlassen und war wütend auf mich, wenn ich ihr anscheinend nicht sofort zufriedenstellende Hilfe und Zuwendung geben konnte. Am Ende macht Sie mir immer wieder den Vorwurf, sie sei viel intelligenter als ich. Das war schon seltsam.
Sie machte mich völlig fertig und verließ mich. Ich brauchte Tage, um mit der totalen Entwertung zurechtzukommen. Erst mein Großvater hat meinem Selbstbewußtsein wieder aufgeholfen und mir geholfen, mit der plötzlichen Trennung klar zu kommen.

Dann habe ich mich mal mit Borderline befasst. Oft lassen sich in der Lebensgeschichte von betroffenen Personen schwere Formen von Vernachlässigung oder s*** MB während der Kindheit feststellen. Auch neigen sie sehr dazu, den Therapeuten zuerst als allmächtigen Helfer zu idealisieren und ihn dann als völlig inkompetent zu entwerten. Bei der Lebensgeschicht ist das offenbar kein Wunder. Doch was ist das krankmachende an der Vernachlässigung und dem S***MB ? Ist es vorallem die Entbehrung oder ist es die seelische Verletzung ? Leider kann man an der Kindheit nichts mehr ändern, an der historischen Wirklichkeit, meine ich. Was also gilt es Deiner Meinung nach aufzuarbeiten ? Leider kenne ich mich noch immer zuwenig aus mit Borderline. Ich weiß nicht, wo man da ansetzen könnte für eine Besserung.

Viele herzliche Grüße
Andreas


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