Verfasst am: 16.01.2006, 11:16 Titel:
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Huhu!
Ich stelle Euch gern eine Leseprobe hierrein, aber vorsicht, sie könnte triggern!!!
Es handelt sich hier um das Vorwort und die Einleitung:
Vorwort:
Es scheint so, als sei ein Einbrecher da gewesen. Ich weiß nicht, wann genau er da war, aber irgendwann muss es gewesen sein, denn als ich wieder zu mir kam, da war das Chaos da. Alles lag herum … in einer Ecke lag das Lachen, in der anderen das Glück. Irgendwer hatte sämtliche Schubladen durchwühlt und den Inhalt achtlos heraus geworfen.
Die Schuld lag mir zu Füßen, die Angst direkt daneben. Dahinter die Wut, dann die Trauer und ganz hinten zusammengekauert der Schmerz.
Irgendwann standen alle Gefühle wieder auf und taumelten umher. Keiner wusste mehr so recht wohin er gehörte, alle waren völlig verwirrt.
Das Glück lachte über den Schmerz, dieser wiederum spürte sich gar nicht mehr und das erzürnte die Wut. Die Trauer gab der Angst die Schuld, weil sie nicht weggelaufen war. Denn eigentlich war das doch die Aufgabe der Angst. Das verunsicherte diese wiederum so sehr, dass sie von nun anständig da war. Nichts durfte ihr mehr entgehen der Angst … und so wurde sie zu meiner ständigen Begleiterin.
Aber was hatte der Einbrecher gestohlen, was hatte er gesucht? Lange Zeit wusste ich es nicht, doch plötzlich wurde es mir klar. Der Einbrecher hatte die Zeit geraubt … die Zeit die ich nicht hatte…
Dieses ist mein Versuch, die verlorene Zeit wieder zu finden, meine Gefühle zu vereinen und Frieden mit ihnen zu schließen.
Einleitung:
Ich sitze auf dem Deckel meiner Toilette im Bad und starre ins Leere. Eben war ich noch so wütend, so enttäuscht. Jetzt sitze ich hier und merke wie ich seelisch und emotional sterbe. Nichts ist mehr da, was mir helfen könnte. Fast nichts… Mein Blick fällt auf meinen Badezimmerschrank. Ich weiß da sind sie drin ... meine Freunde. Völlig angespannt und mir fremd in dieser Welt stehe ich auf und öffne das Schränkchen. Sie lachen mich an und ich packe eine von den Rasierklingen aus ihrem dünnen Papier. Dann ziehe ich mich aus, setze mich in meine Dusche und lasse das warme Wasser laufen …
Gleich wird es mir besser gehen. Ich schaue die blinkende Klinge an und während die Welt um mich herum immer verschwommener und immer irrealer wird, setze ich die scharfe Spitze auf meine Haut, lasse sie hineingleiten und ritze mir eine Wunde in das Fleisch. Es kommt Blut, ich spüre eine leichte Befriedigung aber noch immer bin ich fern … ich bin weit weg in meiner eigenen Welt die mich zu verschlingen droht. Ich schneide weiter, ich muss weiter schneiden um zu überleben. Und die Schnitte werden tiefer und länger. Das Becken meiner Dusche färbt sich tiefrot. Ich sitze dort und schaue es voller Faszination an. Ich merke wie wieder Leben in meinen Körper strömt und der Schmerz mit dem Blut hinaus. Ich spüre eine tiefe Erleichterung. Die Schmerzen holen mich zurück. Ich spüre mich wieder, ich fühle Freude, ich weiß, jetzt wird alles gut.
Ich stehe auf und dusche mich ab, noch immer fließt das Blut in Strömen aus den klaffenden Wunden. Mein Verstand setzt ein. Ich blute wie ein Schwein, ich will mich abtrocknen und versaue meine ganzen Handtücher. Ich blute und blute. Ich mache mir einen Druckverband. Innerhalb weniger Minuten ist er durchnässt. „Ich muss ins Krankenhaus“, rast es durch meinen Kopf, während ich mich erneut verbinde.
Nach langem hin und her siegt der Verstand. Ich humpele schließlich zu meinem Auto, setze mich hinein und fahre in die nächste Stadt. Ins ortansässige Krankenhaus kann ich nicht fahren, dort kennen mich alle.
Während der Autofahrt spüre ich, wie mir das Blut in die Schuhe läuft. Nach 20 Minuten sitze ich in der Notaufnahme. „Was ist passiert?“ möchte der Pfleger wissen. „Ich habe mich selbst verletzt“, sage ich. „Wobei?“ fragt er. „Sie verstehen mich nicht“, sage ich, „ich habe mich selbst verletzt.“ Der Pfleger guckt verständnislos, da kommt der Arzt. „Mein Gott da haben wir ja was zutun“, sagt dieser. „Ärgern Sie sich nicht das Sie dafür noch 10 € bezahlen müssen?“ Ich schweige. „Haben Sie vor, das heute noch mal zu machen?“ fragt er wieder. „Jetzt ja“, denke ich und „Nein“ antworte ich. Warum kann er mich nicht leiden? Meine Seele beginnt von neuem zu schmerzen und ich schäme mich in Grund und Boden. „Haben Sie eine Borderline Störung?“ fragt der Arzt. Ich zucke mit den Schultern und schaue weg. „Aha“, sagt er. „Wie bekommt man das eigentlich? Wird das vererbt?“ „Du Schwachkopf, “ denke ich, und gleichzeitig antworte ich: „Nein, es ist ansteckend!“ Etwas säuerlich spritzt er mir ein Lokalanästhetikum und sagt: „Beißen Sie die Zähne zusammen! Aber ich denke, Sie sind das ja gewohnt … wenn ich Ihre Beine sehe!“
Ich muss weinen, gleichzeitig näht der Chirurg meine Schnittverletzungen. Ich kann gar nicht mehr aufhören zu weinen und er fragt ob ich in therapeutischer Behandlung sei. Ich bejahe. Plötzlich kommt eine Schwester herein und lächelt mich mitfühlend an. Aber für mich ist jedes Mitgefühl zu spät. Ich fühle mich schändlich, wie der letzte Dreck und ich schäme mich unendlich. Neuer Druck baut sich auf, aber das Weinen erleichtert mich ein wenig. Es herrscht Totenstille. Ich höre nur, wie der Arzt die Fäden durch meine Haut zieht. Als er mit seiner Arbeit fertig ist und den Verband anlegt, sagt er, es wäre wohl besser wenn mich ein Psychiater sähe und er mich vorerst einweise. Ich bekomme Panik und bitte ihn auf die Toilette gehen zu dürfen. Vorher zahle ich noch die 10 Euro. Ich nehme unauffällig meine Tasche, verlasse den Behandlungsraum und renne … ich renne um mein Leben, raus aus dem Krankenhaus, weg von der Zwangseinweisung. Ich will nur noch nach Hause….weg… Ich steige in mein Auto und brause verzweifelt in die Nacht hinein. Das war knapp. Ob sie mich suchen werden? Ach was…
Ich komme Zuhause an, schlucke eine Tablette Diazepam, falle ins Bett und somit in einen traumlosen Schlaf. Als ich am nächsten Morgen vom Wecker aufschrecke, bin ich wieder völlig klar. Meine Schnittverletzungen schmerzen höllisch. Ich bin gezeichnet und voller Hämatome. Ich gehe ins Bad, ziehe mich an und mache mich auf den Weg zur Arbeit … ein neuer Tag hat begonnen und niemand wird etwas bemerken…
Ich bin gespannt auf Eure Kritik
Lg
Fear
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