Die Arbeit der Frauennotrufe
In jedem Bundesland arbeiten Frauennotrufe als parteilich-feministische und patriarchatskritische Projekte und Beratungsstellen. Sie unterscheiden sich in ihren Organisationsformen und Arbeitsschwerpunkten. Allen gemeinsam ist, dass sie sich für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung einsetzen und das Ziel verfolgen, sexualisierter Gewalt gegen Mädchen und Frauen entgegenzuwirken. Die Verknüpfung sexualisierter Gewalt mit den Unterdrückungs- und Gewaltverhältnissen des Rassismus, Heterosexismus, Antisemitismus, Bodyismus und anderen Formen der Diskriminierung und Ausgrenzung wird in alle Bereiche der Notrufarbeit einbezogen.
Frauennotrufe richten sich an Mädchen und Frauen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder es waren, an deren Angehörige und Vertrauenspersonen sowie an professionelle UnterstützerInnen und die Fachöffentlichkeit. Das Angebot umfasst Informationsvermittlung, qualifizierte Beratung, Unterstützung und Begleitung bei der Bewältigung der Gewalterfahrung. Darüber hinaus bieten Frauennotrufe Therapien, Selbsthilfegruppen, Rufbereitschaften und Prozessbegleitungen an.
Die Angebote sind kostenlos, die Mitarbeiterinnen unterliegen der Schweigepflicht.
Frauennotrufe arbeiten zu verschiedenen Formen sexualisierter Gewalt. Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, Frauenhandel und Zwangsprostitution, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und am Telefon sind Beispiele sexualisierter Gewalt, denen Mädchen und Frauen unabhängig von ihrem Alter, ihrem Aussehen, ihrem sozialen Status und kulturellen Hintergrund ausgesetzt sind. Die Folgen sind vielfältig und können die Situation von Mädchen und Frauen in allen Lebensbereichen tiefgreifend und nachhaltig beeinträchtigen.
Auch wenn jede Frau Gewalt individuell erlebt und verarbeitet, betrachten Frauennotrufe sexualisierte Gewalt als Ausdruck strukturell-gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Daraus folgt, dass neben der individuellen Unterstützung von Mädchen und Frauen die Veränderung bestehender Lebensverhältnisse Ziel der Frauennotrufe ist. Das erfordert als weitere Arbeitsschwerpunkte Öffentlichkeits-, Präventions- und Fortbildungsarbeit sowie Vernetzung.
Die Vernetzung der Notrufe untereinander sowie mit anderen Institutionen und Einrichtungen erfolgt mit der Zielsetzung, Informationen auszutauschen, Arbeit zu effektivieren und gemeinsame Strategien gegen sexualisierte Gewalt zu entwickeln. Frauennotrufe arbeiten auf kommunaler Ebene und Landesebene mit anderen Organisationen zusammen. Sie sind größtenteils in Landesarbeitsgemeinschaften organisiert und veranstalten jährlich ein Bundesweites Notruftreffen (BNT). Um die Zusammenarbeit auf Bundesebene zu optimieren, wurde im September 1999 die Bundesvernetzungsstelle autonomer Frauennotrufe (BaF) eingerichtet. Nach einer dreijährigen Anschubfinanzierung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ging die BaF in den Bundesverband autonomer Frauennotrufe (BaF e.V.) über.
Prinzipien der Arbeit
Gegenwärtig lassen sich die bestehenden Frauennotrufe in autonome und nichtautonome Einrichtungen unterscheiden, wobei der Begriff "autonom" als politisch und konfessionell unabhängig zu verstehen ist und die Projekte dadurch gekennzeichnet sind, dass ein unabhängiger und ausschließlich aus Frauen bestehender Trägerverein existiert (vielfach "Frauen helfen Frauen e.V."), während die nicht autonomen Einrichtungen an andere Träger (z. B. Caritas/Diakonie/AWO/Pro Familia) angeschlossen sind. Auf die Qualität der Arbeit lassen sich durch diese Unterscheidung keine Rückschlüsse ziehen.
Die Arbeit der Frauennotrufe verfolgt einen parteilich-feministischen Ansatz. Dieser leitet sich aus der Analyse gesellschaftlicher Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern ab. Die gesellschaftliche, rechtliche, soziale, ökonomische und politische Ungleichheit zwischen Männern und Frauen zum Nachteil der Frauen wird als grundlegende Entstehungsbedingung und aufrechterhaltende Bedingung für männliche Gewalt gegen Frauen angesehen. Wenngleich die Einschätzung und Bewältigung einer Gewalttat bei jeder Frau unterschiedlich ist, wird die Gewalt nicht als individuelles Problem der betroffenen Frau betrachtet, sondern immer auch im gesellschaftlichen Kontext. In der konkreten Arbeit der Projekte bedeutet der parteilich-feministische Ansatz:
Neben der individuellen Unterstützung der Mädchen und Frauen ist auch die Aufdeckung und Veränderung unterdrückender patriarchaler Lebensverhältnisse Ziel der Projektarbeit. Die Projekte leisten dazu politische Arbeit, Öffentlichkeits- und Fortbildungsarbeit für zahlreiche Berufsgruppen (z.B. Polizei, Justiz, Schulen) und kooperieren miteinander in verschiedenen lokalen Gremien sowie auf Länder- und Bundesebene.
In der Beratung und Unterstützung steht das individuelle Erleben der Frauen und Mädchen im Mittelpunkt. Parteilichkeit bedeutet hier, dass sich die Mitarbeiterinnen auf die Seite der Betroffenen stellen, ohne ihre solidarisch-kritische Distanz zu verlieren. Dabei wird die Frau weder per se als besserer Mensch noch als reines Opfer gesehen, sondern in ihrer Handlungsfähigkeit und Verantwortung wahrgenommen und unterstützt. Der Begriff der Parteilichkeit ist nicht mit unkritischer Parteinahme zu verwechseln.
Die Verantwortung für die Gewalttat wird eindeutig dem Täter oder der Täterin zugeschrieben, ohne dass die Opfer idealisiert und die Täter oder Täterinnen dämonisiert werden. (Laut Polizeikriminalstatistik wurden im Jahr 2001 94 % der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Männern und 6 % von Frauen verübt.) Ziel parteilicher Unterstützung ist es, statt einer möglichen Opferidentität die Handlungsfähigkeit und Selbstverantwortung der Betroffenen zu stärken.
Aus dem parteilich-feministischen Ansatz leiten sich für die autonomen Frauenprojekte (und teilweise auch für die nichtautonomen Einrichtungen) folgende strukturelle Merkmale ab: Arbeit von Frauen für Frauen oder Mädchen, Offenheit für alle Frauen ohne diskriminierende Unterschiede, Frauenräume ohne Zugang für Männer. Des Weiteren gilt wie auch in vielen anderen Hilfseinrichtungen das Prinzip der Kostenlosigkeit, Freiwilligkeit bzw. "Komm-Struktur" und die Gewährleistung der Anonymität und Transparenz, d.h. es geschieht nichts ohne das Wissen oder gegen den Willen der Nutzerin. Mitarbeiterinnen unterliegen immer der Schweigepflicht.
Die Mädchen- und Frauenprojekte wirken seit ihrem Bestehen entscheidend darauf hin, (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen und Kinder zu enttabuisieren, ein qualifiziertes Beratungs- und Unterstützungsnetz für die Betroffenen aufzubauen, sekundäre Viktimisierung zu reduzieren und die Lebenssituation von Mädchen und Frauen zu verbessern
Der BUNDESVERBAND AUTONOMER FRAUENNOTRUFE hat seinen Sitz in Kiel:
Feldstr. 76
D-24105 Kiel
Tel (0049) 0431 | 987 72 90
Fax (0049) 0431 | 987 72 91
Frauennotrufe in Rheinland-Pfalz
Alzey
Notruf im Frauenzentrum HEXENBLEICHE
Schlossgasse 11
55232 Alzey
Telefon: 06731.19740 o. 7227
Fax: 06731.996285
eMail:
notruf-alzey@t-online.de
http://www.hexenbleiche.de
Idar-Oberstein
Notruf und Beratung für vergewaltigte und sexuell mißbrauchte Frauen und Mädchen
Mainzer Str. 48
55743 Idar-Oberstein
Telefon: 06781.45599
Fax: 06781.509414
Koblenz
Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen, Koblenz e.V.
Frauennotruf Koblenz
Kurfürstenstraße 53
56068 Koblenz
Telefon: 0261:35000
Telefon II: 0261:19740 (Gebührenfrei)
Fax: 0261:3002417
eMail: mail@frauennotruf-koblenz
http://www.frauennotruf-koblenz.de
Ludwigshafen
Wildwasser und Notruf e.V.
Westendstraße 17
67059 Ludwigshafen
Telefon: 0621.628165
Fax: 0621.5293689
eMail:
wildwasser.lu@web.de
Mainz
Notruf und Beratung für vergewaltigte Frauen und Mädchen e.V.
Fachstelle zu sexualisierter Gewalt
Walpodenstraße 10
55116 Mainz
Telefon: 0613.-221213 oder 19740
Fax: 06131.229222
eMail:
notruf@frauenzentrum-mainz.de
http://www.frauennotruf-mainz.de
Simmern
Frauennotruf (Notruf für vergewaltigte und sexuell mißbrauchte Frauen und Mädchen e.V) Rhein-Hunsrück
Mühlengasse 1
55469 Simmern
Telefon: 06761.13636
Fax: 06761.13636
eMail:
frauennotruf.rhein-hunsrueck@web.de
Trier
Notruf für vergewaltigte und von sexueller Gewalt bedrohte Frauen und Mädchen e.V.
Deutschherrenstr. 38
54290 Trier
Telefon: 0651.19740
Fax: 0651.9940064
eMail:
notruf.trier@t-online.de
http://www.tabuzone-trier.de
Westerburg
Notruf, Frauen gegen Gewalt e.V.
Neustraße 43
56457 Westerburg
Telefon: 02663.8678
Fax: 02663.919241
eMail:
Notruf-Westerburg@t-online.de
Worms
Frauennotruf Worms
Lutherring 21
67547 Worms
Telefon: 06241.6094
Fax: 06241.6095
eMail:
warbede@frauenzentrumworms.de
http://www.frauenzentrumworms.de
Zweibrücken
Frauennotruf e.V.
Wallstr. 26
66482 Zweibrücken
Telefon: 06332.19740
Fax: 06332.77778
eMail:
FrauenNotruf.zw@t-online.de