In manchen Fällen sind sich betroffene Menschen ihrer Probleme gar nicht bewusst, sondern fühlen sich unverstanden, weil es nach außen so aussieht, als ob sie ein ganz normales Leben führten und eigentlich gar keine Probleme haben dürften. Es tut besonders weh, in dieser Situation Äußerungen wie "Was willst du denn schon für Probleme haben" zu hören. Damit wird der Versuch des Betroffenen, sich jemandem anzuvertrauen, sofort zunichte gemacht, zumal dies ohnehin sehr schwer ist, da selbstverletzendes Verhalten ein gesellschaftliches Tabuthema ist und nicht selten gleichgesetzt wird mit Suizidversuchen oder mit der völlig falschen Annahme verbunden ist, dass eine Person, die sich selbst verletzt, auch andere Menschen verletzt.
Man sollte versuchen, Verständnis für das Handeln des betroffenen Menschen zu zeigen, statt zu versuchen, ihn davon abzubringen und damit wieder das Gefühl, nicht verstanden zu sein, zu provozieren. Des Weiteren solle man ihn keinesfalls unter Druck setzen, zum Beispiel: "Wenn du nicht aufhörst, dann..." (Zum Beispiel, ihn schlagen, treten, etc. wenn er wieder ritzt!)
Am besten spricht man in deren eigenen Worten mit einer Person. Wenn sie von "Ritzen" redet, ist es unnötig, ihr ein Etikett wie "Selbstverstümmelung" aufzudrücken. SVV ist in der Regel als Symptom anderer Probleme zu verstehen, nach deren Lösung auch das selbstverletzende Verhalten nicht selten von selbst aufhört. Angehörige und Freunde sollten sich vor Augen halten, dass entgegen verbreiteter Vorurteile sich niemand ausschließlich darum verletzt, weil er auffallen oder sich wichtig machen möchte - oft genug verstecken betroffene Menschen jahrelang erfolgreich ihre Wunden und schämen sich sehr für sie.
Längerfristig muss fast immer psychologische Hilfe in Anspruch genommen werden. Freunde oder Verwandte sind mit der tief verankerten Problematik des selbstverletzenden bzw. autoaggressiven Verhaltens meist überfordert; sie müssen darauf achten, sich emotional selbst zu schützen. Im Zweifelsfall sollten sie auch für sich Hilfe in Anspruch nehmen.
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Lache niemanden aus, der gerade drei Schritte rückwärts geht..... Er könnte grade Anlauf nehmen!
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