Arbeitssucht
Von Arbeitssucht wird gesprochen, wenn Menschen sich in Arbeit flüchten, um Konflikten und Problemen aus dem Weg zu gehen. Arbeitssucht ist eine schleichende Entwicklung, die verschiedene Phasen durchläuft.
Arbeit als "ehrbares" Suchtmittel
Arbeitssüchtige sind kaum in der Lage, sich zu entspannen. Der Arbeitssüchtige gilt als fleißig, erfolgreich, zielstrebig und leistungsbereit: Eigenschaften, die in unserer Gesellschaft hoch angesehen sind. Leicht wird übersehen, welchen Raubbau ein Süchtiger dabei mit seiner seelischen und körperlichen Gesundheit betreibt, wie er durch die Einengung seiner Kommunikationsfähigkeit und seiner sozialen Kompetenz mehr Schaden anrichtet als Nutzen bringt.
Auswirkungen der Arbeitssucht
Je länger eine Arbeitssucht währt, umso mühsamer wird es, sie aufrecht zu erhalten. Mit der Zeit bröckelt die Fassade und die Kraft für die ungeheuren Anstrengungen lässt nach. Arbeitssüchtige versuchen, durch noch mehr Einsatz diese Entwicklung zu kompensieren. Dabei greifen sie oft zu Aufputsch- und Beruhigungsmitteln, meist kombiniert mit Alkohol und Nikotin. Die Gefahr ist groß, dass Arbeitssüchtige eine weitere Sucht entwickeln. Alkoholismus, Tablettensucht, Rauchen oder Esssucht sind die Folgen.
Ein Süchtiger braucht oftmals einen Anstoß von außen: einen Menschen, der die Abhängigkeit nicht bewusst übersieht, sondern den Betroffenen mit seinem Problem konfrontiert. Deckt sein Umfeld jedoch ausnahmslos die Krankheit, wird der Betroffene selbst seine Sucht verleugnen und nicht versuchen, den Weg aus der Abhängigkeit zu finden. Bei manchen muss erst der absolute Tiefpunkt eintreten, bis sie aufwachen und die bestehende Krise realisieren.
Süchtige am Arbeitsplatz
Alle individuellen Eigenschaften kommen am Arbeitsplatz zum Tragen. Die Zwanghaftigkeit, mit der sich Arbeitssüchtige mit einzelnen Aspekten ihrer Arbeit beschäftigen, führt oft dazu, dass sie das Gesamtbild aus den Augen verlieren.
Das ist natürlich besonders schwerwiegend bei Menschen, die mit Koordinations- und Kommunikationsaufgaben betraut und verantwortlich für übergreifende Strategien sind. Sie lassen oft alles stehen und liegen, um sich einer speziellen Sache zu widmen und verlieren die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Es kann einen Betrieb völlig durcheinander bringen, wenn Mitarbeiter auf rechtzeitige und strategisch durchdachte Informationsweitergabe eines Arbeitssüchtigen angewiesen sind.
Phasen der Arbeitssucht
Einleitungsphase
Diese beginnt meist schleichend. Betroffene versuchen, heimlich zu arbeiten. Stress und Hektik vermitteln ihnen Rauscherlebnisse. Durch den hektischen Arbeitsstil verzetteln sie sich und brauchen länger als früher, um gewohnte Tätigkeiten auszuführen. Andere Interessen und der Kontakt zur Familie und zu Freunden werden vernachlässigt.
Kritische Phase
Die Arbeit wird zu einem unkontrollierbaren Zwang. Die Betroffenen selbst merken, dass an ihrem Verhalten etwas nicht stimmt und versuchen, weniger zu arbeiten. Da sie sich aber ohne Arbeits- und Termindruck unwohl fühlen und überflüssig vorkommen, sorgen sie immer für einen Vorrat an Arbeit. In diesem Stadium treten verstärkt Erschöpfungszustände und Depressionen sowie Bluthochdruck und Magengeschwüre auf. Der Betroffene ist arbeitsunfähig und muss zwangsläufig eine Erholungsphase einlegen.
Chronische Phase
In dieser Phase arbeiten Süchtige ständig, auch am Abend und am Wochenende. Dadurch kommen sie in ein Schlafdefizit. Sie übernehmen zusätzliche Aufgaben, stellen hohe Ansprüche an sich und zeigen eine rücksichtslose Härte. Auf die Dauer hat diese Phase der widernatürlichen Belastungen ernste seelische und körperliche Folgen. Schwere Herz-Kreislaufstörungen, Magendurchbrüche und Nervenzusammenbrüche sowie Depressionen und Angstzustände treten auf.
Endphase (burning out)
Es kommt zu einem nicht mehr reparierbaren Bruch der Leistungsfähigkeit. Frühverrentung, Herzinfarkte und chronische Magengeschwüre sind die Folge. In psychologischen Tests zeigen sich verlangsamte Wahrnehmung, Denkschwäche und starke Konzentrationsstörungen. Die Folgen sind schwerste Depressionen, Selbstmordversuche oder gar der frühzeitige Tod.
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Lache niemanden aus, der gerade drei Schritte rückwärts geht..... Er könnte grade Anlauf nehmen!
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