Huhu

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hier also der abschließende Bericht.
Es sind nun 10 Wochen Aufenthalt in der "Fontaneklinik Motzen" geworden.
Alles in Allem war es eine sehr anstrengende Zeit. Ich war den ganzen Tag mit mir selbst konfrontiert, was für mich schon immer ein großes Problem darstellte, weil ich mich immer standhaft wehrte, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Nun mußte ich das also, ob ich wollte oder nicht. Was kam dabei raus? Ich kann mich noch immer nicht besser leiden, aber dafür verstehe ich mich jetzt etwas besser. Zumindest kann ich mir einige meiner Verhaltensweisen etwas besser erklären.
Wir hatten täglich 1,5 h Gruppentherapie, was sich für mich als ziemlich schwierig herausstellte, denn da kamen nun zu meinen eigenen Problemen auch noch die der anderen Leutz hinzu. Das mit dem Abgrenzen ist ja immer so ein Problem

. Vieles erinnerte an mich selbst und das ging anfangs auch nicht wirklich. Ich mußte ab und an die Gruppe verlassen, weil es einfach zu heftig wurde. Manche Themen werde ich wohl nie einfach nicht ranlassen können, vor Allem die, die auch mich betreffen. Wir waren aber auch eine Zeit 16 Leutz in der Gruppe, was einfach zu viel war. Nach 2 Wochen Aufenthalt kam ziemlich heftiger Streit in der Gruppe auf, mit Wutanfällen, Beschimpfungen, Auslachen und ner Menge böser Worte. Damit komme ich ja so gar nicht klar. Es dauerte 4 Wochen, bis die Gruppe wegen unüberwindbarer Differenzen getrennt wurde. Nach weiteren 2 Wochen hatten wir uns alle wieder soweit im Griff, daß wir endlich einmal an uns arbeiten konnten. In den Tagen darauf wurden einige Leute entlassen. Wir waren dann nur noch 4 Leute in der Gruppe. Es war einfach eine ganz supertolle Therapiezeit, denn da konnte ich anfangen, Vertrauen zu fassen und richtig zu arbeiten. Leider legten die Therapeuten mitsamt der Ärztin fest, daß ich arbeits- und leistungsunfähig bin, mit Orientierung auf Rente, womit sie ihre Schuldigkeit der BFA gegenüber getan hatten. Ich wurde also entlassen, weil ich hier in einem guten sozialen Gefüge lebe und mir eh nicht zu helfen ist. Mir wurde klargemacht, daß ich die nächsten 2 Jahre auszuruhen und mich zu sammeln habe, damit ich nach 2 Jahren wieder arbeiten gehen kann...tstststs. Der Mensch dahinter wurde einfach ignoriert, denn ich ging ja nicht in die Klinik, um meine Arbeitsfähigkeit feststellen zu lassen, sondern weil ich Hilfe suchte. Soweit erstmal dazu. Jetzt "Ärger aus".
Was habe ich nun dort noch so getrieben? Wir hatten 2x in der Woche Kunsttherapie. Dienstags durften wir uns aussuchen, was mir machen wollten und am Donnerstag gab es ein Gruppenthema. Ich lernte dort mit Malkreiden, Ton und Wachsbildern umgehen. Außerdem konnten wir uns jeden Tag den Schlüssel zum Atelier holen und dort bis in die Nacht selbständig arbeiten. Ich habe dort ganz viel mit Ton und mit Malkreiden gearbeitet. Es entstanden die merkwürdigsten Sachen. Vielleicht fotografiere ich einige und stelle sie hier ein.
In Körperwahrnehmung haben wir 2x versucht, einen sicheren inneren Ort zu finden. Die Therapeutin ist einfach super. Sie hat gemerkt, daß ich damit überfordert bin und mich erstmal rundrum ganz gemütlich mit Kissen eingepackt, mich mit einer Decke zugedeckt und dann angefangen. Das führte dazu, daß die Kids in mir einen sicheren Ort fanden und bis heute noch daran bauen. Beim 2. Mal durften wir uns eine Höhle bauen. Ich suchte mir die äußerste Ecke aus, deckte den Schreibtisch vor mir mit Decken ab und stellte Stühle neben mich, die auch noch mit Decken abgedeckt wurden. So war ich in meinem Versteck und die Suche konnte weitergehen. Das hat zwar dann nicht so richtig geklappt, aber ich konnte wunderbar loslassen und fühlte mich sauwohl.
Zu Selbstsicherheit hatte ich ja schon etwas geschrieben. Ich hatte dort bis zuletzt Probleme, mich den neuen Leutz vorzustellen. Es war eine gemischte Gruppe, sodaß nicht nur Leutz aus unserer Gruppe anwesend waren. Alle Neuen wurden begrüßt und man mußte sich eben vorstellen. Ich schaffte es nur mit ganz viel Kraft und Selbstmotivation.
Dann gab es da noch "Besser Schlafen". Naja, ich habe alle 4 Module gepackt, aber besser schlafen kann ich noch immer nicht. Wir lernten dort, daß unser Bett eben nur zum Schlafen genutzt werden soll. Keineswegs sollten wir dort fernsehen, lesen oder essen. Schlafhygiene war auch ein Thema dabei. Ach ja, Kaffee, Tee und sonstige anregende Getränke sind abends auch zu vermeiden. Außerdem sollte man abends versuchen keine Probleme zu lösen, denn um diese Uhrzeit kann man eh nichts und niemand mehr erreichen.
Zum Genußtraining kann ich nicht viel sagen, denn da habe ich fast immer geschwänzt *schäm*. Dort waren mir zu viele Leutz und ich kam irgendwie nicht klar. Auf alle Fälle ging es darum, geniessen zu dürfen und zu können. Wir haben festgestellt, wo wir süß, sauer, bitter und salzig auf der Zunge schmecken und sollten lernen, uns auch einmal Zeit zum Genießen zu gönnen.
Musiktherapie war einfach nur superschön. Da konnte sogar ich entspannen, wenn wir z. Bsp. das Meer rauschen liessen. Meistens haben wir getrommelt, mit Bug, Bongos, Schlagzeug und Trommeln. Stellt Euch vor, wir haben sogar alle einen gemeinsamen Rhythmus gefunden.
Einzeltherapie hatten wir 1x wöchentlich eine halbe h. Dort konnten wir dann Sachen ansprechen, die wir vor der Gruppe nicht diskutiren wollten.
Schwimmen mußte ich auch. Montags war Sportschwimmen. Da bin ich eine halbe h nur geschwommen und das wars. Freitags war medizinisches Schwimmen. Das war dann unter Anleitung. Wir haben da die seltsamsten Übungen gemacht. Hat mir aber gut gefallen.
Dann hatten wir Montags Vollversammlung, in der alle Neuen begrüßt und die Alten verabschiedet wurden.
Samstags war Gesundheitsseminar. Das war dann Folter für mich, weil wir mit ca 60 Leutz in einem Raum saßen und teilweise sogar Übungen machen mußten. Es ging dort um Fragen der Gesundheit.
Wirbelsäulengymnastik hatten wir auch. Da habe ich einige gute Anregungen mitnehmen können.
Ich glaube, das wars wohl an Therapien, die ich mitmachte.
Was war nun das Gute an meinem Aufenthalt dort? Ich habe einige wirklich liebe Menschen kennengelernt. Sarah, Jou, Jenny, Ralf, Sandra, Bernd, Dana, Petra, Isa, Willy, Ihr habt mir so viel gegeben. Ich werde ganz viel an Euch denken. Wir sehen uns wieder, ganz bestimmt.
Einige meiner Innies haben sich auch dort gemeldet. Dori schimpfte wie ein Rohrspatz, wenn ihr was nicht passte. Charly und Jania hatten auch viel Spaß. Vor Allem Charly, denn sie wurde mit Plätzchen gefüttert, lernte Tierspuren im Schnee nachmachen und Trampolinspringen. Claudi zeigte sich wütend und saß in ihrer schönsten Depression in der Einzeltherapie.
Ich selbst habe eingesehen, daß ich einfach nicht so leistungsfähig bin, wie ich das gerne hätte, aber auch ein Leben mit Rente lebenswert ist.
Vielleicht bin ich auch etwas offener geworden, was mich und meine Diagnosen betrifft. Es ist keine Schande, krank zu sein, aber es ist nicht i. O. nichts zu tun, um sein Leben geregelt zu bekommen.
Ich hatte mir sicherlich zuviel vorgenommen, deshalb auch meine große Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit, die ich mit nach Hause brachte. Sicher ist aber, daß ich nicht umsonst dort war, sondern schon einiges gelernt habe.
Wenn Ihr Fragen habt, immer her damit. Mir fällt nur gerade nichts mehr ein.
Auf alle Fälle bin ich wieder da und es ist schön, wieder hier zu sein.
Großes Dankeschön an Ela, die hier die Stange gehalten hat, mich nebenher aufgebaut hat, die Wohnung und die Kids betreute und dann selbst noch voller krankheitsbedingter Probleme steckte. Ela, Du bist einmalig und ich bin so stolz auf Dich.
Biene