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 Betreff des Beitrags: Offener Brief an die der Schloßparkklinik Berlin
BeitragVerfasst: Sonntag 20. August 2006, 17:15 
Offener Brief an die
Abteilung "Psychiatrie" der Schloßparkklinik Berlin-Charlottenburg




Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Schmoll,
sehr geehrter Herr Dr. Hardt,
sehr geehrter Herr Dr. Quitt,

ich war im Januar 2006 Patient bei Ihnen und wurde von Ihnen behandelt. Damals befand ich mich in einer akuten Krisensituation aufgrund einer posttraumatischen Belastung. Mein Zustand war kritisch und reichte von Depressivität bis hin zu suizidalen Zuständen.

Diesen Brief möchte ich zunächst mal nutzen um mich für Ihr Krisenmanagement zu bedanken, um das Positive vorweg zu nennen.

Ich habe mir im Nachhinein erlaubt, Ihre Seite noch einmal genau zu studieren und die Angaben dort mit dem zu vergleichen, was mit mir gemacht wurde.

So schreiben Sie zur ptBs:

"1. Entlastungs- und Planungsphase
Im stationären Setting soll zunächst eine Entlastung von den Sorgen und Verpflichtungen des Alltags erfolgen. Wir wollen den Patienten und sein Trauma kennen lernen und für ihn einen sicheren Ort schaffen, wo er mit seinen Schwierigkeiten akzeptiert wird. Im Gespräch mit dem Therapeuten wird der biographische Stellenwert der traumatischen Erfahrung erarbeitet. Die Therapieziele werden gemeinsam formuliert. Falls erforderlich, wird eine medikamentöse Behandlung begonnen.
2. Stabilisierung und Ressourcenaktivierung
Ziel ist es, dem Patienten zu einem innerlich stabilen Zustand zu verhelfen. Er lernt, seine Symptome besser zu kontrollieren. Hierzu dienen Entspannungstechniken, verhaltenstherapeutisch-übende oder kognitive Verfahren. Besonders wichtig ist es, den Zugang zu den eigenen Fähigkeiten und Handlungsmöglichkeiten wieder zu eröffnen. Dies geschieht durch den gezielten Einsatz von Kreativtherapien (Musik-, Kunst-, Tanz- und Bewegungstherapie) und im therapeutischen Gespräch.
3. Exposition und Reattribution (fakultativ)
Für bestimmte Patienten hat es sich als hilfreich erwiesen, sich in therapeutisch geschützter Umgebung intensiv mit ihrer traumatischen Erfahrung auseinander zu setzen. Dies geschieht mittels erprobter therapeutischer Techniken. Voraussetzung für diesen - vorübergehend belastenden - Therapieschritt ist, dass der Patient gelernt hat, mit seinen bisherigen Symptomen konstruktiv umzugehen. Ziel einer solchen Expositionsbehandlung ist es, korrigierende emotionale Erfahrungen anzustoßen. Dies kann zu einer deutlichen Verbesserung des Befindens führen und zur positiven Veränderung im Selbsterleben.
4. Loslösung und Ausblick
Die Abschlussphase der Therapie dient dazu, das Erreichte in den Lebenskontext außerhalb der Klinik zu integrieren. Im therapeutischen Gespräch wird reflektiert, welche Veränderungen in der Sicht auf die traumatische Erfahrung eingetreten sind. Die ambulante Nachbehandlung wird geplant. Belastungserprobungen außerhalb der Klinik nehmen einen hohen Stellenwert ein. Hilfen bei der Planung konkreter Zukunftsschritte werden angeboten."
(original gefunden: http://www.schlosspark-klinik.de/site/1382.0.html )


So sollte eine Traumatherapie ablaufen und tut sie auch, wie ich inzwischen weiß.

Aber nicht in Ihrem Hause!!!
Sie behandeln alle Patienten erstmal medikamentös (was ja noch ok ist) und überlassen Sie größtenteils dann ihrem Schicksal. Denn wirklich therapeutisch wirksame Gespräche gibt es nicht und die Beschäftigungstherapien allein bewirken lange noch keine Heilung.


Was mich wirklich geärgert hat und auch immer noch ärgert, ist die Tatsache, dass ich schon nach relativ kurzer Behandlungsdauer gesagt habe, dass ich eine solche stationäre Therapie brauche und Sie sich konsequent geweigert haben, mich bei diesem Vorhaben zu unterstützen, sondern Sie vielmehr angeraten haben, ich solle rausgehen, meine Ausbildung weitermachen und so tun, als wär nichts gewesen!

Ich bin heute froh, dass ich mein Ziel trotzdem konsequent verfolgt habe. Denn Ihre Argumente, die Sie ja selbst in Ihrem Entlassungsbericht noch vehement betont haben waren schlichtweg falsch!

1. Sie sagten, eine solche Therapie sei nicht sinnvoll, da sie mich in unkontrollierbarem Maße destabilisieren würde.

Da geb ich Ihnen recht, aber genau deshalb wollte ich sie stationär machen, denn dass es bearbeitet werden muss, stand für mich außer Frage.

2. Sie sagten, dass ca 85% der Patienten, die solch eine Therapie machen, nicht wieder aus Ihrer Opferrolle herauskommen und ein Leben lang darunter leiden.

Diese Prozentzahl - bei allem Respekt vor Ihrer Arbeit - ist schlichtweg frei erfunden!!!

Aktuelle Studien und auch ständig mit diesem Thema arbeitende Psychologen von anerkannten Beratungsstellen belegen genau das Gegenteil.

Ich habe mich dazu von der Ich-Beratung in Hamburg ( http://www.ich-beratung.de ) und der Beratungsstelle "Tauwetter" für männliche Missbrauchsopfer in Berlin ( http://www.tauwetter.de ) beraten lassen und möchte mich auch bei beiden Beratungsstellen noch einmal für die Betreuung während meiner Krise bedanken.

Es ist nämlich genau umgedreht: Menschen, die diese Therapie nicht machen, leben diese Opferrolle, meist unbewusst, ohne es zu merken!

Am meisten aber war Herr Professor Dr. Münch, Chefarzt der Abteilung "Psychosomatik" der Brandenburg-Klinik in Bernau bei Berlin ( http://www.brandenburg-klinik.de/index. ... /index.htm ),über Ihre Aussagen erstaunt.

Dort nämlich habe ich diese Therapie gemacht und bin ihm und seinem Team zu großem Dank verpflichtet.

Er erzählt in seinen Ausführungen rund um die Psychosomatik, wie wichtig das Zusammenspiel zwischen Psychiatrie und Psychosomatik ist und konnte sich nicht erklären, woher Ihre Erkenntnisse und Ansichten stammen.


Warum schreibe ich diesen Brief?

Um anderen Menschen in gleicher Lage, wie ich damals war, davor zu bewahren, wertvolle und sehr schwere Zeit zu verschenken, nur weil Sie auf Ihrem eisernen Prinzip verharren und lieber wollen, dass der Patient zu Ihnen zurückkehren muss, wenn er Ihrem Rat folgt.


Mit gleichem Wissen wie heute hätte ich mir fast drei Monate der Krise sparen können, indem ich kurzzeitig zur Krisenintervention in eine Klinik gegangen wäre, die dann das Vorhaben Traumatherapie unterstützt hätte.

Ich habe diese Therapie hinter mir und fühle mich so gut, wie lange nicht mehr. Ich durfte diese Krise trocken überstehen (ich bin Alkoholiker, wie Sie wissen) und habe Rüstzeug bekommen, was mir hilft, mit dieser meiner Vergangenheit umzugehen. Jetzt bin ich in der Lage, dieses Thema ambulant zu verarbeiten, ohne daran zu zerbrechen.

Ich möchte keine Entschuldigung für Ihre Fehlentscheidung, aber ich bitte Sie inständig, Ihre Meinung in diesem Punkt zu überdenken und nachfolgenden Patienten in Zukunft die Chance zu geben, diesen Weg auch mit Ihrer Unterstützung zu gehen.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Knelke
Berlin, den 19.08.2006


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 Betreff des Beitrags: hier eine reaktion aus einem anderen forum ...
BeitragVerfasst: Montag 21. August 2006, 22:59 
hallo tommy,

schwer für mich mit schreiben, aber zu deinem brief will ich unbedingt mich äußern.
erst einmal ist er wirklich sehr gut geschrieben und bestättigt tatsächlich das, was wir dort erlebten.
das schön reden der klinik leitung auf der hp empfanden wir damals noch als sinnvoll, da ich daran glaubte, dass es wirklich so ist, wenn ich dort zur krisenintervention gehe.
doch auch ich wurde schnell eines besseren belehrt, da es uns im gespräch mit Dr. Quitt genauso erging, wie dir. traumastation ist ja ok, aber nicht wenn man sich als patient selbst überlassen bleibt. lediglich die medis wurden ordnungsgemäß verteilt und gezielt zum ruhig stellen des klientel´s benutzt. trotz das der klinik unsere diagnose bekannt war (mps) wurden starke psychopharmaka verabreicht, weche von aponal->truxal->taxilan-> bis hin zu leponex reichten, da keine so recht wirken wollten. das sie aber auf die innenpersonen gezielt wirkung zeigten, bedachte dabei keiner. erst als wir plötzlich verändertes verhalten zeigten, was sich in körperschwäche und bewusstlos umfallen, zeigte, wurden diese stutzig. das durfte nach ihrer meinung nicht sein, denn solche zustände dürfen bei uns auch nicht sein, da diese auch nicht die unos zeigten. doch glück im unglück hatten wir, daß einer unserer beschützer ins außen kam und einfach die klinik wieder verließ. schon allein die tatsache das mir beim emfang gesagt wurde, daß ich mich verletzen kann und darf, aber dies doch bitte allein tun soll in einer abgeschiedenen ecke, lediglich im nachhinein eine schwester davon unterrichten soll (im falle von verbänden) ließ mich zweifeln das wir dort richtig sind, so daß ich dem weglaufen zustimmte.

gespräche fanden dort so gut wie gar nicht mit mir statt und was das angebot der therapien betrifft, sind diese zwar umfangreich, aber nicht auf den patienten zugeschnitten. zumindest meine erfahrung, denn taubstumme in eine musiktherapie zu zwingen, ist für mich menschenverachtend, wenn man diese im anschluss daran nieder macht, nur weil sie nicht sagen können/konnten, wie die musik auf sie gewirkt hat. nicht ein teil meiner innis wollte die traumatherapie aufarbeitung, sondern ich. klar das diese sich dann auch im stationsalltag zurück zogen. doch wie kann zurückhaltung gewährleistet werden/ sein, wenn man täglich mit solchen spannungen auf der station kämpfen muß?

verstehe deinen frust sehr gut, daß auch du die nase davon voll hattest, wie wir. aber wir finden es schön, daß du dir andererseits hilfe suchen/ und holen konntest.
da, wo man auch wirklich auf deine bedürfnisse und wünsche einging, daß trauma zu bearbeiten und nicht nur mit medis zu überdecken. gratulation zu deinem energischem verhalten, daß du deine eigenenbedüfnisse so klar artikulieren konntest, und vor allem auch durchsetzen, auch wenn man versuchte dir steine in den weg zu legen.

finde das nur sehr schade, zumal die schloßparkklinik auch sehr eng mit dem prof. dok. sachsee zusammenarbeitet und diesen mindestens einmal im jahr zu einer vorlesung im hause hat. es ist in meinen augen eine schande für jede klinik, die zwar nach außen hin mit gutem ruf arbeiten kann und auch mit gastproffesoren, jedoch unterm strich ihren patienten so negativ versucht zu beeinflussen. hier scheinen mir persönlich die finanziellen mittel (pro patient von der krankenkasse entrichtet) eher einen aspekt zu spielen, als die tatsächliche hilfe eines patienten gegenüber, wenn dieser für sich klar artikulieren kann, was er braucht und will und was er sich von seinem gegenüber wünscht und auch an hilfe erwartet.

... doch ich wollte das los werden und dir zeigen, daß du nicht allein so enttäuscht wurdest, von dieser klinik.

eine damals ebenfalls enttäuschte patientin
der schloßpark klinik


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