huhu ihrz, habe heute bei stöbern im netz folgenden artikel gefunden... finde er passt, wenn ich mir die beiträge so anschaue gerade im moment ganz gut.
Nein sagen will gelernt sein
Der Partner, der Chef, die Kinder: Sie alle strotzen nur so vor Wünschen. Niemand kann jedoch alle Bitten erfüllen. Jeder muss auch mal nein sagen können. Die Frage ist nur - wie?
"Könnten Sie heute Abend bitte länger bleiben" bittet der Chef. "Hmm, ja gut," zögern Sie, obwohl Sie schon zum dritten Mal diese Woche zugesagt haben. Das Ende vom Lied: Ärger kriecht in Ihnen hoch. Warum haben Sie nicht endlich mal nein gesagt?
Der Grund ist, dass viele das Unmögliche versuchen - nämlich es allen Menschen recht zu machen. Das kann aber nicht funktionieren: Entweder Ihr Chef oder Ihre Freizeit bleibt heute Abend auf der Strecke. Ein Nein könnte bedeuten, dass Ihr Chef morgen früh schlecht auf Sie zu sprechen ist.
Aber dafür werden Sie sich umso mehr mögen. Denn Sie haben sich selbst den Vorzug gegeben und Ihrem Chef gezeigt, dass er nicht frei über Sie verfügen kann. Wer zu häufig Ja sagt, verliert seine Unabhängigkeit und den Respekt seiner Mitmenschen. Warum tun dies einige Menschen trotzdem und lassen sich immer neue Aufgaben aufhalsen?
Jasagen ist erlerntes Verhalten
"Besonders, wenn Eltern ihre Zuwendung vom Gehorsam abhängig machen, legt das den Grundstein fürs spätere Jasagen", erklärt Klaus Fischer, Sozialpädagoge und Kinder-, Jugendlichen- und Familientherapeut. Die Kinder gehorchen, weil sie geliebt werden wollen und Angst haben, mit jedem Nein für die Eltern an Wert zu verlieren. Eltern sollten deshalb die Grenzen respektieren, die Kinder setzen. "Ein Kind hat das Recht zu sagen, es will keinen Fisch essen", sagt der Experte. Sonst stünden schnell die Interessen anderer im Vordergrund, während die eigenen in den Hintergrund rückten. "Die Kinder lernen ihre eigenen Wünsche so umzusetzen, dass es nicht auf Kosten anderer geht", so Fischer. Und: Kinder beobachten das Verhalten ihrer Eltern sehr genau. Deshalb sollten Väter und Mütter gute Vorbilder sein, die wissen, was sie wollen und was nicht.
Ablehnen sollte man lernen
Viele Kinder behalten aber die Jasager-Einstellung bis ins Erwachsenenleben bei. Aus dem Gefühl, gebraucht und anerkannt zu werden, beziehen sie ihr Selbstbewusstsein. Dabei sind sie keineswegs selbstlos, sondern erwarten insgeheim Dankbarkeit. Frauen sind für dieses "Helfersyndrom" anfälliger als Männer. Unter anderem, weil sie häufiger Angst haben, kühl oder egoistisch zu wirken. Das sind Eigenschaften, die in der Gesellschaft nicht gerade hoch im Kurs stehen. Daher mag vielen ein Ja zunächst als der einfachere Weg erscheinen. Langfristig ist es der deutlich mühsamere Weg. Jasager stecken ihre Energie nämlich in die Wünsche anderer und drohen ausgenutzt zu werden.
Es ist daher nur von Vorteil, Neinsagen gezielt zu üben: Führen Sie sich einmal die konkreten Vorteile des Neinsagens vor Augen. Schreiben Sie auf, was Sie durch ein Nein gewinnen. Es bleibt nicht nur mehr Zeit für Ihre eigenen Wünsche. Sie gewinnen auch Motivation und Kraft, wenn Sie sich darauf konzentrieren, was Sie selbst wollen. Und diesen Energiegewinn spürt Ihr Umfeld. Das hilft, beim nächsten Mal freundlich Nein zu sagen.
Neinsager machen sich durch ihre Absagen oft unbeliebt und davor fürchten sie sich. Teilweise zu Recht. Daher ist es ratsam, einige Strategien parat zu haben, die das Ablehnen leichter machen. Sammeln Sie Argumente fürs Nein, denn ein Nein verstehen Bittsteller besser, wenn sie eine Begründung für die Ablehnung erhalten. Zum Beispiel so: "Sie wissen doch, dass ich jeden Mittwoch in den Sportverein gehe. Ohne mich kann die Handballmannschaft nicht antreten." Alternativen anbieten: Zeigen Sie, dass Sie einen anderen Wunsch gerne erfüllen würden. Das könnte so gehen: "Heute Abend habe ich einen Termin beim Steuerberater, aber morgen werde ich das gleich als Erstes erledigen." Im Berufsleben funktioniert das oft gut.
Auch Kinder brauchen einen klaren Erwartungshorizont. "Unser Wettkampf an der Spielkonsole wird auf morgen verschoben. Schau, ich trage es in den Küchenkalender ein: Donnerstag, 19 Uhr, Tomb Raider, Florian gegen Papa." Zeigen Sie dabei immer Wertschatzung: Halten Sie Blickkontakt zu Ihrem Gesprächspartner und lächeln Sie, während sie Ihr Nein formulieren. Zeigen Sie auf freundliche Weise, dass Sie zwar die Bitte ablehnen, aber nicht die Person selbst.
Klare Ansage: Formulieren Sie Ihre Antwort eindeutig. "Ich werde den Termin morgen für Sie übernehmen, aber die Präsentation nächsten Donnerstag nicht." Ausweichende Floskeln wie "Wenn ich dazu komme, werde ich vielleicht ..." oder "Schauen wir mal, ob dafür heute Nachmittag noch Zeit bleibt", fördern Missverständnisse, vertagen den Konflikt und verschärfen ihn. Ihr Gesprächspartner spürt, wenn Sie etwas nicht ernst meinen. Auch kleine Kinder brauchen diese eindeutigen Ansagen, weil sie noch nicht zur Einsicht fähig sind. Sonst steht am Ende einer ausführlichen Erklärung ein "Ich will aber trotzdem!". Wenn Eltern mit ihren Kindern Kompromisse schließen und gemeinsam Regeln aufstellen, dürfen sie auch darauf bestehen und sollten an die Vereinbarungen erinnern. Etwa: "Wir haben es besprochen und das gilt jetzt auch."
Insgesamt rät Fischer, das Neinsagen in leichten Situationen auszuprobieren. Zum Beispiel, wenn der Metzger an der Wursttheke mal wieder mehr auf die Waage legt, als man haben will: "Danke, aber ich möchte bitte nur 100 Gramm." Denn jeder auch noch so kleine Erfolg in Alltagssituationen stärkt das Selbstbewusstsein. lrgendwann gelingt auch das Nein beim Chef.
Trotz steter Bemühungen reicht die Energie nicht immer aus, um konstant seinen Standpunkt zu vertreten. Wer die persönlichen Ziele aber zu häufig ignoriert, riskiert seelische und psychosomatische Krankheiten. Spätestens dann ist Unterstützung angesagt, um das Neinsagen zu lernen.
Ein bestimmtes Nein schafft Respekt
Die Kunst des Neinsagens ist deshalb Teil verschiedener verhaltenstherapeutischer Konzepte, zum Beispiel im Rahmen von Stressbewältigungs- und Selbstsicherheitstrainings. In Rollenspielen üben die Gruppenteilnehmer, die eigenen Wünsche oder Missverständnisse anzusprechen. In fingierten Situationen mit Leidensgenossen fällt es leichter, die eigenen Bedürfnisse zu formulieren. Schwieriger wird es, wenn ein realer Konflikt aus dem Alltag nachgespielt wird. Die Anforderungen werden langsam höher geschraubt und mit kleinen Hausaufgaben verbunden. Zuletzt werden die neuen Fähigkeiten gemeinsam in realen Situationen auf die Probe gestellt. Die Gruppe geht in die Außenwelt: Der eine muss eine Rechnung im Restaurant beanstanden, der andere den Hausmeister um die Reparatur eines Wasserrohres bitten.
Das methodische Neinsagen ist sogar Bestandteil mancher Berufsausbildung. Psychiater und Psychotherapeuten müssen sich klar von unberechtigten Ansprüchen ihrer Patienten abgrenzen können, ohne den vertrauensvollen Kontakt zu verlieren. Spezielle Seminare für Mitarbeiter in Dienstleistungsberufen vermitteln, wie man freundlich, aber bestimmt, übertriebene Forderungen ablehnt.
Versuchen Sie, eine Balance zwischen Ja und Nein zu finden
Tun Sie etwas nur, wenn Sie auch wirklich dahinterstehen. Das wirkt in allen Lebensbereichen entspannend: Vorgesetzte und Kunden respektieren Menschen, die eine Ablehnung freundlich formulieren und sie außerdem begründen können.
Auch Freunde und Familienmitglieder können Sie besser einschätzen und auf Sie zugehen, wenn Sie eine klare Haltung an den Tag legen. Besonders wichtig ist dies in der Partnerschaft. Gerade beim Schmieden gemeinsamer Zukunftspläne muss sich der Lebenspartner darauf verlassen können, dass Sie nicht nur "Ja und Amen" sagen, sondern gemeinsame Entscheidungen mittragen