Neue Therapie gegen KaufsuchtKaufsüchtigen kann jetzt geholfen werden: Durch eine neue Therapie, die am Universitätsklinikum Erlangen getestet wurde, hat fast die Hälfte der Patienten das exzessive Kaufverhalten in den Griff bekommen.
„Mit unserer Studie konnten wir in Deutschland erstmals die Wirksamkeit einer Therapie gegen Kaufsucht wissenschaftlich nachweisen“, sagt Studienleiterin Astrid Müller von der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung. Bisher gab es keine spezifischen Therapieangebote für Betroffene; frühere Erfolge einer medikamentösen Behandlung, etwa mit Antidepressiva, konnten durch neuere Studien nicht bestätigt werden.
Bei dem Verfahren handelt es sich um eine Gruppenbehandlung auf kognitiv-verhaltenstherapeutischer Basis, die ursprünglich an der University of North Dakota in den USA entwickelt wurde. In Erlangen wurde die Therapie nun an 51 Frauen und 9 Männern im Alter zwischen 20 und 61 Jahren angewendet.
Die Kaufsucht zählt zu den Impulskontrollstörungen, zu denen etwa auch das pathologische Spielen, die Pyromanie und die Kleptomanie gehören. Sie ist eine meist langjährige, heimliche Krankheit, die bei den Betroffenen und ihren Angehörigen zu einem enormen Leidensdruck führt. Bei vielen kommen noch Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen, Alkoholmissbrauch oder Essstörungen hinzu.
Grundsätzlich sind alle Bevölkerungs- und Einkommensschichten betroffen, jüngere Menschen und Frauen sind jedoch stärker gefährdet. „Obwohl in den alten Bundesländern rund acht Prozent und in den neuen Bundesländern rund sechs Prozent als stark kaufsuchtgefährdet eingestuft werden können, wird das Problem immer noch übersehen oder bagatellisiert“, so Astrid Müller.
Die Ausprägungen der Kaufsucht sind sehr unterschiedlich: Manche Teilnehmer der Erlanger Studie berichteten von täglichen Kaufattacken, andere vom mehrfachen Erwerb gleicher Artikel oder sonstiger nutzloser, unsinniger Dinge. Frauen kaufen eher Kleidung, Schuhe, Kosmetik, Lebensmittel und Haushaltsgeräte, Männer eher Technikartikel, Sportgeräte, Autozubehör und Antiquitäten.
Benutzt werden die Dinge meist jedoch nicht – vielmehr werden sie gehortet, an andere Personen verschenkt oder schlicht vergessen. „In der Regel geht es um das Lusterleben während des Kaufaktes“, erklärt Müller. „Manchmal scheinen die Betroffenen auch die Kontakte zum Verkaufspersonal zu genießen.“
Schon beim Bezahlen stellen sich allerdings ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle ein. Nach dem Kauf können sich die Betroffenen meist nicht mehr über die erworbenen Gegenstände freuen. In vielen Fällen führen die exzessiven Einkäufe zu immensen Schulden und oft sogar zu Strafverfahren.
Weitere Informationen:
www.psychosomatik.uk-erlangen.de/e1844/e198/e491/index_ger.html und
www.kaufsucht.org
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Lache niemanden aus, der gerade drei Schritte rückwärts geht..... Er könnte grade Anlauf nehmen!