Gewaltopfer: Stress mit der Tat
– und mit den MedienWer Opfer einer Gewalttat wurde, steht doppelt unter Druck: Nach dem Schock des Verbrechens folgt meist der Rummel der Medien. Jetzt wurde erstmals erforscht, wie Gewaltopfer reagieren, wenn sie ihre Geschichte in der Zeitung lesen oder im Fernsehen sehen. Der Tenor: Die meisten Befragten empfanden die Berichterstattung als Belastung.
Andreas Maercker, Leiter der Abteilung für Psychopathologie und Klinische Intervention der Universität Zürich, und seine Koautorin Astrid Mehr haben 63 Betroffene auf ihre psychologische Reaktion untersucht. Diese Personen waren Opfer von Raubüberfällen mit und ohne Körperverletzungen sowie Opfer häuslicher Gewalt mit Körperverletzung geworden. Über ihre Erlebnisse hatten die Print- oder TV-Medien berichtet. Die beiden Forscher führten mit den Traumaopfern zu zwei Zeitpunkten eine psychologische Untersuchung durch, nämlich fünf sowie elf Monate nach der Tat.
Die Studie belegt, dass sich nur sehr wenige der Traumaopfer über die Medienberichterstattung freuten (5 Prozent) oder sich durch sie unterstützt fühlten (11 Prozent). Negative Reaktionen überwogen, zum Beispiel Depression, Ärger oder ein Gefühl des Ausgeliefertseins. Zwei Drittel der Personen waren traurig (65,6 Prozent), nachdem sie den Bericht gelesen, gehört oder gesehen hatten. Knapp die Hälfte fühlte sich erschrocken, ein Drittel war wütend, und nur jede zehnte Person ließ der Medienbericht indifferent.
Diese überwiegend negativen Reaktionen waren sogar bei jenen Teilnehmern zu finden, die die Medienberichte in eigener Sache insgesamt als zutreffend einschätzten. Diejenigen, die diese Berichte als eher falsch taxierten (etwa ein Drittel der Betroffenen), zeigten allerdings etwas stärkere negative Reaktionen. Vor allem Gewaltopfer mit stark ausgeprägten Symptomen der Posttraumatischen Belastungsstörung reagierten überwiegend negativ auf die Medienberichte – und zwar unabhängig davon, ob sie die Berichte als zutreffend oder unzutreffend empfanden.
„Aus psychologischer Sicht ist es deshalb nicht vertretbar, stark beeinträchtigte Opfer in die Medien zu bringen“, kommentiert Maercker. „Auch stützen unsere Resultate nicht die These, wonach Opfer durch Medienberichte soziale Anerkennung und eine positive Form der Unterstützung erfahren, welche die Genesung erleichtert.“
Quelle:
www.psychologie-heute.de
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Lache niemanden aus, der gerade drei Schritte rückwärts geht..... Er könnte grade Anlauf nehmen!