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 Betreff des Beitrags: Angst/Panik
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:18 
Hier habe ich mal aus einigen Links verschiedene Informationen über das Thema Angst/Panikstörung herausgesucht. Leider wissen immer noch viele Menschen nicht, das auch sie darunter leiden, oder was das eigentlich überhaupt ist.....



Was versteht man unter Angst?


Angst ist immer unangenehm. Sie ist aber nicht immer zerstörerisch oder schädlich. Im konstruktiven Sinn hat sie die Funktion als wachsames Regulativ, Ziele eines Menschen mit seinen Handlungen in Einklang zu bringen. So gesehen ist es gelegentlich angemessen und nützlich, Angst zu haben. "Angst ist erst dann auffällig, wenn ein Mensch zuviel oder zuwenig davon besitzt."


Biologisch gesehen ist die Angst ein Stresszustand von starker Intensität als Antwort auf eine wahrgenommene Bedrohung, verbunden mit einem Gefühl körperlicher Spannung sowie starken Impulsen, der Situation zu entfliehen.
Ängstlichkeit ist dagegen eine persönliche Einstellung, bzw. Charaktereigenschaft
Angst= Emotion= ein Gefühl, ein in die Zukunft gerichtetes Warnsignal,sie schützt vor Gefahr , dient der Selbsterhaltung. Ängste können ausgelöst werden durch bedrohliche, angsteinflößende Situationen oder Erwartungen, durch Person, Aussagen, Orte oder Erinnerungen (z. B. Medienmeldungen über Lebensmittelskandale oder Katastrophen, aber auch körperliche Erkrankungen wie etwa eine Schilddrüsenfehlfunktion und seelische Störungen Dies alles kann eine Ursache von überschießenden Angstgefühlen sein.
Die körperlichen Symptome der Angst werden vom vegetativen Nervensystem gesteuert.
Reaktionen, wenn Angst auftritt:
• Erhöhte Aufmerksamkeit, Pupillen weiten sich, Seh- und Hörnerven werden empfindlicher)
• Erhöhte Muskelanspannung, Erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit
• Erhöhte Herzfrequenz, erhöhter Blutdruck
• Flachere und schnellere Atmung
• Energiebereitstellung in Muskeln und
• Körperliche Reaktionen wie zum Beispiel Schwitzen,Zittern und Schwindelgefühl
Diese sinnvollen Reaktionen klingen nach Ende der bedrohlichen Situation relativ schnell wieder ab.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:19 
Angst wird zur Krankheit wenn:



man stark unter ihr leidet oder sie unangemessen stark in Bezug auf den Auslöser ist, oder ohne Grund auftritt nicht durch die Vernunft erklärt oder den Willen beseitigt werden kann, sie jeder Hinsicht in bezug auf den Auslöser unverhältnismäßig ist. Sie zu häufig und zu lange auftritt man befürchtet die Kontrolle zu verlieren, man Angstsituationen vermeiden muss mit einer nennenswerten Einschränkung des täglichen Lebens. Die Probleme kennt tatsächlich jeder, aber nicht in dem Ausmaß, in dem solche Symptome den Angstkranken überfallen. Zur Krankheit wird es dann, wenn der Betroffene es selber nicht mehr kontrollieren kann, wenn er stark darunter leidet und wenn sein Leben wirklich beeinträchtigt wird.
Angst ist eines der häufigsten psychopathologischen Symptome. Es muss zwischen einzelnen Angstsymptomen und Angsterkrankungen unterschieden werden.
Die für Panikattacken typische Angst unterscheidet sich von generalisierter Angst dadurch, dass sie anfallsweise auftritt, innerhalb kurzer Zeit einen Gipfel erreicht und typischerweise ausgeprägter ist.
Man unterscheidet
1. spontane Panikattacken, bei denen das Einsetzen der Panikattacke nicht von situativen Auslösern abhängt (d.h. tritt spontan, "wie aus heiterem Himmel", auf);
2. situationsgebundene (ausgelöste) Panikattacken, die fast immer direkt bei der Konfrontation mit dem situativen Reiz oder Auslöser oder dessen Vorstellung auftreten (z. B. führt der Anblick einer Schlange oder eines Hundes jedes Mal sofort zu einer Panikattacke)
3. und situationsbegünstigte Panikattacken, deren Auftreten bei der Konfrontation mit einem situativen Reiz oder Auslöser wahrscheinlicher ist, die aber nicht immer mit dem Reiz assoziiert sind und nicht notwendigerweise sofort nach der Konfrontation auftreten (z.B. wenn Attacken häufig beim Autofahren auftreten, die Person jedoch auch Autofahrten ohne Panikattacken erlebt oder wenn es erst eine halbe Stunde nach Beginn der Autofahrt zu einer Panikattacke kommt).


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:20 
Was ist krankhafte Angst?



Das Auftreten der Panikattacken ist den Betroffenen meist nicht erklärbar. Zusammenhänge mit der äußeren Lebenssituation lassen sich meist nicht unmittelbar erkennen. Außergewöhnliche Stresssituationen werden von den Patienten oft verneint. Die Anfälle treten häufig in der Ruhephase, ja, sogar aus dem Schlaf heraus auf. Manchmal geht dem Beginn eines Paniksyndroms auch ein schwerwiegendes Lebensereignis voraus. (Häufig Trennungserlebnisse, Todesfälle, schwere Krankheiten in der Familie), Meistens liegt dieses Wochen, Monate manchmal über ein Jahr zurück. Aus diesem Grund wird häufig der Zusammenhang nicht mehr hergestellt. Die Angst kommt deshalb "aus heiterem Himmel", oder sogar nachts aus dem Schlaf heraus. Auch längerfristige chronische Überforderung ist oft ein Auslöser.
Wegen der häufig im Vordergrund stehenden körperlichen Symptome wird die Diagnose oft spät gestellt




Epidemiologie (Verbreitung)
Ungefähr 1%der Bevölkerung leiden jährlich an der Panikkrankheit, das entspricht in Deutschland 0,82037 Mio.Menschen. Die Panikkrankheit nimmt bei ca.50%einen chronisch-rezidivierenden Verlauf, was ein Grund für die hohe Komorbidität mit Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit (ca.30%)ist. Agoraphobie:Tritt bei 30 –50%der Patienten mit Panikkrankheit hinzu. Frauen sind ungefähr doppelt so häufig betroffen wie Männer. Obwohl die Störung überwiegend in den jungen Jahren beginnt sind auch viele Frauen in den Wechseljahren betroffen. In einer großen epidemiologischen Untersuchung berichteten 17.9% (95% confidence interval, 16.6%-19.2%) der Frauen in den Wechseljahren über Panikattacken, voll ausgeprägte Attacken hatten 9.8%; Attacken mit eingegrenzten Symptomen 8.1%). Am häufigsten waren die Panikattacken bei Frauen, die auch an Migräne, Emphysemen, kardiovaskulären Erkrankungen, Brustschmerzen bei EKG Ableitung und Symptomen einer Depression litten. Negative "life events" im letzten Jahr führten deutlich häufiger zu Panikattacken, Hormonbehandlung hatte keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Panikattacken.

Die Kombination verschiedener wirksamer therapeutischer Interventionen (auch aus unterschiedlichen Therapieverfahren) ist bisher nicht aureichend untersucht und erscheint besonders bei Angststörungen dringend untersuchungsbedürftig. Entgegen stehen dem bisher überwiegend die ideologisch bedingten Gräben zwischen den Verfahren. Unzufrieden machen letztere aus meiner Sicht alle praktisch Tätigen.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:21 
Was ist Panik/Panikstörung?



Die Panikstörung gehört zur Gruppe der Angststörungen. Die Betroffenen leiden unter plötzlichen Angstanfällen, ohne dass objektiv gesehen eine reale Gefahr besteht. Diese Panikattacken stellen eine extreme körperliche Angstreaktion ("Bereitstellungreaktion" aus scheinbar heiterem Himmel dar, die die Betroffenen als extreme Bedrohung ihrer Gesundheit erleben. Der Körper bereitet sich blitzschnell auf eine Kampf-/Fluchtreaktion vor.
Etwa ein bis vier Prozent der Bevölkerung erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Panikstörung. Das Alter, in dem das geschieht, ist unterschiedlich; häufig ist der Betreffende jedoch zwischen zwanzig und Mitte dreißig. Die Angst äußert sich oft in Gedanken, plötzlich zu sterben oder der Vorstellung, verrückt zu werden.
Körperliche Reaktionen bei der Panikstörung sind unter anderem Atemnot, Engegefühle in der Brust, Herzrasen oder -stolpern, gelegentlich auch Herzschmerzen, Zittern, Schweißausbrüche, Taubheitsgefühle oder Kribbeln, Übelkeit und andere Beschwerden.
Angst ist ein unangenehmer emotionaler Zustand, der durch Furcht und Angstgefühle bzw. begleitende körperliche Reaktionen beschreiben lässt.
Zunächst einmal ist Ängstlichkeit eine normale und sinnvolle Reaktion auf Druck und Stress bzw. Überforderungssituationen. Angst erfüllt also eine ganz wichtige Signalfunktion, die uns auf ein Problem oder eine ungelöste Situation aufmerksam machen soll.
Nur wenn die Angstsymptome unangemessen stark ausgeprägt sind bzw. anhaltend schwerwiegende Beeinträchtigungen in der Alltagsgestaltung verursachen selbst wenn der eigentliche Auslöser der Belastungen nicht mehr vorhanden ist, spricht man von einer Angststörung im klinischen Sinne.
Typischerweise lassen sich Angstsymptome nicht nur auf der Wahrnehmungsebene des Gefühls "ANGST" beschreiben, sondern haben verschiedene Bestandteile.
• GEDANKEN
Ich werde gleich sterben, ich halte es nicht mehr aus.
Ich werde sicher verrückt, ich verliere die Kontrolle
Ohne Hilfe eines Arztes bin ich aufgeschmissen
• Gefühle
Angst, Furcht
Panik
Hilflosigkeit, Ohnmacht
• Körperliche Reaktionen und Beschwerden
z.B. :
ungerichteter Schwindel, Benommenheit, leeres Gefühl im Kopf
Schwitzen, Roter Kopf, Kribbeln oder Verspannungen
Engegefühl im Hals oder Brustbereich
Herzrasen und Gefühl von Aussetzern
Flaues Gefühl im Bauch, Magenbeschwerden
• Verhalten
z.B. Anrufen des Notdienstes / Notarzt Vermeiden von Angstauslösern (z.B. Kaufhäuser, U-Bahnfahren)
Typisch für Angstsymptome ist nun eine Fehlbewertung oder falsche Zuordnung von körperlichen Beschwerden, die als Ausdruck oder Hinweis auf eine schwerwiegende körperliche Problematik fehlgedeutet werden. In aller Regel ist dabei bei der Entwicklung der Angstsymptomatik ein erhöhtes Stressniveau (Anspannung, Belastungen, emotionale Verunsicherung) zu verzeichnen. In dieser Situation werden dann fälschlich die eigentlich normalen körperlichen Reaktionen des Stresses als Gefahr gedeutet. z.b.
• Atemnot - drohendes Ersticken, Lungenkrebs
• Beklemmung, Engegefühl - Herzinfarkt, Herzerkrankungen, Lungenembolie
• Taubes Gefühl - Schlaganfall, Hirntumor, Blutung
• Schwindelgefühl, Benommenheit - drohende Ohnmacht
• Herzklopfen - Sterben, Herzinfarkt
• Unwirklichkeitsgefühl/ Unruhe im Kopf - Verrückt werden
• Magendruck, flaues Gefühl - Krebs, Darmverschluss


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:22 
Was ist eine Panikstörung?



Antwort:


Anfallsartige Angstattacken oder Angstsymptome mit einer Krise sind recht häufig. Aber nur bei wenigen Menschen haben die Häufigkeit und die Auswirkungen dann auch einen Krankheitswert, d.h. sie beeinträchtigen die eigenständige Lebensführung und Lebensqualität nachhaltig. Dies gilt besonders dann, wenn durch die Angstattacken die Bewegungsfreiheit durch Vermeidungsverhalten reduziert ist (z.B. Einkaufen nicht mehr möglich ist, man nicht mehr allein rausgehen mag oder kann etc.) oder aber ein beträchtlicher Teil der Zeit mit der Erwartung auf eine neue Angstattacke vergeht (sog. Erwartungsangst).
Mit der Bezeichnung „Panikstörung“ wird also das wiederholte Auftreten von Angstattacken und Furcht bezeichnet, die häufig mit einer Vielzahl von körperlichen Symptomen wie Schwindel, Schwitzen, Herzrasen oder Missempfindungen einhergebhen kann. Dabei lassen sich im Gegensatz zu Phobien (zunächst) keine speziellen angstbesetzten Auslöser erkennen.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:23 
Was ist eine Panikstörung?
Welche Erklärung können immer wieder auftrende Schwindel, Herzrasen, Schwitzen und Unwohlsein haben?
Was ist eine Panikstörung mit Agoraphobie?




Antwort:


Das gelegentliche Auftreten von Panikattacken bei der Panikstörung ist ein sehr häufiges Phänomen. Man spricht auch von episodisch paroxysmaler Angst (ICD 10 F 41.0). Tritt zusätzlich eine agoraphobes Vermeidungsverhalten von bestimmten Orten oder Tätigkeiten als Folge der Angstattacken auf, wird von einer Panikstörung mit Agoraphobie (ICD 10 F 40.0) gesprochen.
Nur wenige Menschen haben jedoch eine länger anhaltende Panikstörung, die sie in ihrer Alltagsgestaltung behindern. Wenn also diese plötzlichen Angstanfälle gehäuft auftreten und die betroffene Person schon sehr viel Zeit und Energie in Hinblick auf eine mögliche neue Attacke aufwendet, dann leidet sie unter einer klinisch bedeutenden Panikstörung.
Kennzeichen dieser Erkrankung sind plötzlich und (zumeist) unvorhersehbare Anfälle mit starker Angst und / oder körperliche Reaktionen des sogeannten autonomen Nervensystems, die nicht auf eine bestimmte Situation bezogen sind. Hier liegt ein Unterschied zu den spezifischen Phobien (z.B. Angst vor einem Zahnarzt) oder Sozialen Ängsten (Angst sich in der Öffentlichkeit zu blamieren). Wiederum eine Sonderform der Angststörung stellen Generalisierte Ängste oder aber ein Angstproblematik nach einer schweren Traumatisierung (Posttraumatische Belastungsstörung) dar. Die Abgrenzung kann im Einzelfall schwierig sein, bzw. mehrere Formen der Angsterkrankung gemeinsam auftreten
Typische körperliche Reaktionen eines Panikanfalls bei der Panikstörung sind etwa:
• Schwindel- und Benommenheitsgefühl
• subjektives Gefühl von Herzunregelmässigkeiten, beschleunigter Puls
• Schwitzen
• Unwohlsein, z.T. auch Magen-Darm-Beschwerden
Typisch ist, dass die Gedanken ganz wesentlich auf das Thema Angst bzw. Angst vor einem erneuten Angstanfall eingegrenzt sind.
Besteht bereits vor dem Auftreten der Angstattacken eine depressive Störung so ist eher davon auszugehen, dass die Panikstörung als eine sekundäre Folge der Depression besteht.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:23 
Was ist der Teufelskreis der Angst bei der Panikstörung?
Wie steigert man sich in die Angst hinein?



Antwort:


Die heute am weitesten verbreitete Theorie zum Verständnis und Behandlung der Panikstörung mit und ohne Agoraphobie ist ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Erklärungsmodell. Nach dieser Theorie führt eine verstärkte und selektive (d.h. sehr einseitig auf Gefahr) bezogene Wahrnehmung von Gedanken, Gefühlen und körperlichen Symptomen zu der akuten Krise des Panikanfalls. Da häufig ein sich selbst verstärkendes System durch immer stärkere Anspannung und Fixierung auf die Angstsymptomatik besteht, spricht man auch von einem Teufelskreis der Angst
Nach diesem Modell werden innere und äußere Reize von den Angstpatienten fälschlich als lebensbedrohlich gefährlich bewertet. Symptome wie Schwindel oder Benommenheit, Hyperventilation, Schwitzen oder Kribbeln oder auch Konzentrationsprobleme werden als Vorboten einer gefährlichen Erkrankung (z.B. Schlaganfall oder Herzinfarkt) fehlinterpretiert.
Das Gefühl der Bedrohung und Gefahr löst eine Stressreaktion aus, die wiederum zu Anspannung und körperlichen Symptomen der Stressreaktion führt, die mit genau den oben genannten körperlichen Beschwerden einhergehen kann. Auch wenn diese Symptome zweifelos unangenehm sind, stellen sie doch (im Gegensatz zur Befürchtung des Patienten) keine Gefahr für den Körper dar. Erst die Bewertung als bedrohlich oder unkontrollierbar führt zu einer Spirale der Angst und Panik, die sich scheinbar immer weiter verstärkt. Die Patienten befürchten, dass die Symptome unkontrollierbar an Intensität und Bedrohlichkeit zunehmen könnten und diesmal tatsächlich eine körperliche Folgeerkrankung droht (auch wenn dies in der Vergangenheit vielleicht überhaupt noch nie passiert ist).
Typisch für die Krankengeschichte von Angstpatienten ist daher, dass sie entweder immer wieder den Notdienst alarmieren, weil sie eine bedrohliche Erkrankung befürchten. Oder aber sie entwickeln eine Angst vor der Angst und ein Vermeidungsverhalten für mögliche Auslöser der Angstattacke. Das Vermeidungsverhalten ist meist das Fernbleiben von Situationen, in denen einmal eine Panikattacke aufgetreten ist oder "Vorsichtsmassnahmen", wie z.B. nicht allein das Haus verlassen oder bestimmte Sicherheitsrituale oder Einnahme von angstlösenden Medikamenten wie Benzodiazepine.
Im eigentlichen Sinne ist diese "Vorsicht" nicht berechtigt, da sie nicht mit der realen Lebenserfahrung übereinstimmt, sondern eher die Erwartung und Befürchtung eines möglichen Angstanfalls vorhernimmt. Gerade dies löst aber ein erhöhtes Anspannungsniveau (Angst vor der Angst, Erwartungsangst) aus.
In einer verhaltenstherapeutischen (kognitiv-behavioralen) Psychotherapie wird man mit dem Therapeuten entsprechende Fehlbewertungen erkennen und dann versuchen, den Teufelskreis der Angst durch neue (zutreffendere) Erfahrungen zu durchbrechen und sich der Angst angemessen stellen zu können.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:26 
In welchen Situationen muss ich mit dem Auftreten einer erneuten Panikattacke rechnen?
Wo treten Panikattacken häufiger auf?
Ist es sicherer ich bleibe im Haus, weil dort weniger Panikattacken auftreten könnten?



Antwort:


Das Auftreten von Panikattacken ist einerseits an spezifische Ängste bzw. Erfahrungen der Patienten gekoppelt, besonders wenn sich ein Vermeidungsverhalten bzw. eine Agoraphobie entwickelt hat. Es ist aber recht interessant, dass im Gegensatz zu den (verzerrten) Erwartungen von Patienten nicht die typischen Angstsituationen gehäuft zu Panikattacken führen. Eher im Gegenteil : Während die meisten Angstpatienten gerade aus Angst vor einem Panikanfall zu Haus bleiben, treten über 45% der Angstanfälle zu Haus auf. In öffentlichen Verkehrsmitteln, die viele Patienten mit Panikstörungen vermeiden, treten dagegen allenfalls 3 % aller Panikattacken auf. Weitere typische Situationen in denen Panikattacken auftreten : Kaufhäuser (13% Prozent), Strasse (9%), Autofahren (11%), Arbeit (5%), Freunde (8%), Gaststätten (6%).
Es gibt letztlich auch keinen wirklichen Beleg dafür, dass Menschen einer Agoraphobie entwickeln, die schlechte oder gar traumatische Erfahrungen in einer bestimmten Situation (z.B. Steckenbleiben im Fahrstuhl) gemacht haben. Allerdings kann dann eher eine solche Situation zum Auftreten einer erneuten Angstsymptomatik führen, solange keine adäquate Therapie (Expositions- bzw. Konfrontationstherapie) erfolgte.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:27 
Was bedeutet "Angst vor der Angst"?
Warum neigen Angstpatienten zu verstärkter Selbstbeobachtung?
Was ist eine Erwartungsangst (antizipatorische Angst)?





Antwort:



Kennzeichnend für sehr viele Patienten mit Angststörungen ist eine "Angst vor der Angst" bzw. eine Erwartungsangst (antizipatorische Angst). Hat eine Patientin oder ein Patient einmal eine Panikattacke oder eine andere Form einer Angststörung erlebt, so ist häufig eine verstärkte Angst vor dem Auftreten weiterer Angstanfälle zu beachten. Dabei geht es nicht allein darum, dass die Patienten die unangenehmen Angstgefühle nicht mehr erleben wollen, sondern häufig auch um unrealistisch verzerrte Befürchtungen wie z.B.:
• die Kontrolle zu verlieren
• hilflos auf der Strasse zu liegen und als Betrunkener verwechselt zu werden
• an einem Herzinfarkt zu sterben
• verrückt zu werden
Schon allein diese Befürchtungen und Erwartungsängste führen zu einer deutlichen massiven Anspannung und sind damit nicht selten tatsächlich eine wesentliche ungünstige Bedingung für das Auftreten erneuter Angstanfälle!
So findet man bei zahlreichen Patienten mit Angststörungen eine verstärkte Selbstbeobachtung. Damit ist gemeint, dass auf alle Arten von körperlichen Signalen oder minimalen Abweichungen geachtet wird und diese dann meist dramatisch bzw. als gefährlich eingeschätzt werden. Beispiele wären (völlig normale) Unregelmäßigkeiten des Herzschlages, Veränderungen der Hautrötung oder Engegefühle in der Brust. Letztlich müssen also die Symptome (der Angststörung) gar nicht selbst auftreten, es reicht schon die Erwartung, dass dies noch einmal auftreten könnte.
Somit werden mögliche Gefahren oder Auslösesituationen in Gedanken ausgemalt und Vorkehrungen getroffen, dass "keine Angstanfälle" auftreten. So verständlich es auch zunächst erscheinen mag, so liegt doch die eigentliche Gefahr nicht in den Angstanfällen, sondern darin Handlungsfreiheiten im Leben dadurch einzubüssen und ständig in der Angst vor einem erneuten Angstanfall zu leben.
Beispielhaft für hieraus resultierende Vermeidungsstrategien wären z.B.:
• nicht mehr allein aus dem Haus gehen
• ständig eine Pille zum "Schutz vor Angstanfällen" dabei haben
• ständig Angehörige / Freunde dabei haben
• Vermeiden von U-Bahn, Bussen, Brücken, offenen Plätzen
• ständiges Alarmieren des Notdienstes etc.
Die Therapie einer solchen Angst vor der Angst liegt einerseits in der Information über den Ablauf und Symptome eines typischen Angstanfalls, das Erlernen von realistischeren Bewertungen und Gedanken über Angst, Entwickeln eigener Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Angst (und nicht Kampf gegen die Angst) und nicht zuletzt eine Expositionstherapie. Hierbei lernt man unter therapeutischer Anleitung sich der Angstsituation zu stellen und die Erfahrung zu machen, dass ein Angstanfall mit allen körperlichen, emotionalen und gedanklichen Reaktionen zwar ausgesprochen unangenehm sein kann, aber wieder vorbei geht und keinesfalls ein lebensbedrohliches Ereignis ist.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:29 
Wie verläuft eine Panikstörung / Panikattacken ohne Behandlung?
Wie beginnt eine Panikstörung?





Antwort:



Die meisten Panikattacken beginnen vor dem 30.Lebensjahr (häufig als Teenager oder im Alter zwischen 26 und 29), aber es kann viele Jahre dauern bis die Symptomatik als Panikstörung erkannt wird und eine richtige Diagnose erfolgt.
Häufig lassen sich als Auslöser für eine Panikstörung erhebliche Veränderungen im Leben herausfinden (z.B. Verlust oder Erkrankung von Familienmitgliedern, Wechsel am Arbeitsplatz, emotionale Belastungen). Dabei ist es nicht selten, dass die Angstattacken erst Wochen oder sog. Monate nach einem ganz erheblichen Stressereignis einsetzen (z.B. Todesfall eines zuvor gepflegten nahen Angehörigen).
Die Symptomatik kann im späteren Leben (40.- 60.LJ nachlassen). Häufig ist aber gerade die Chronifizierung der Beschwerden durch Vermeidungsverhalten bzw. Erwartungsangst (d.h. Angst vor der Angst) ein ganz erhebliches Problem. Nicht selten greifen die Patientinnen und Patienten zu ungeeigneten Selbstbehandlungsversuchen (einschließlich Alkohol oder Beruhigungstabletten), was zusätzliche Suchtprobleme verursachen kann.
Üblicherweise wechselt der Belastungsgrad durch die Angsterkrankung, da eine deutliche Abhängigkeit von Belastungen und Stress besteht. So kann es sein, dass für eine längere Zeit keinerlei Beschwerden bestehen. Für gewöhnlich kehren aber die Angstattacken früher oder später zurück.
Einige Patienten beziehen ihre Angehörigen bzw. Freunde in die Symptomatik mit ein und lassen z.B. Einkäufe oder andere Aufgaben von anderen machen, da sie sich nicht mehr allein aus dem Haus trauen. Wenn die Angehörigen dann irgendwann nicht mehr "mitspielen" bzw. verärgert reagieren, kann es scheinbar zu einer erneuten Zunahme der Symptomatik kommen.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:30 
Kann Angst irgendwann körperliche Erkrankungen verursachen?




Antwort:



Viele Patienten mit einer Angsterkrankung wie etwa einer Panikstörung oder einer Generalisierten Angststörung beschäftigen sich sehr stark mit möglichen körperlichen Erkrankungen. Dabei werden die bei der Angststörung auftretenden Symptome des Körpers wie z.B. Schwindel, Herzrasen oder Unregelmäßigkeiten, Magen-Darmbeschwerden oder andere Symptome als Anzeichen für eine körperliche Erkrankung gesehen.
Sind Patienten übermäßig stark auf krankheitsbezogene Ängste fixiert, d.h. trotz wiederholter Untersuchungen immer noch fest vom Vorhandensein einer schweren körperlichen Erkrankung überzeugt, so können hypochondrische Ängste vorliegen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass nun die Angststörung selber körperliche Erkrankungen verursacht, ist gering. Sehr sehr gering. Jeder Psychotherapeut wird aber seinen Patienten natürlich sagen müssen, dass man dies nie 100% ausschließen könnte. Der individuelle Mensch könnte z.B. eben derjenige sein, der als absolute Rarität der Medizingeschichte im Rahmen einer Angstattacke einen Herzinfarkt bekommt. Dies würde aber allen Erfahrungen zu den Ursachen und Risikofaktoren der Herzerkrankung widersprechen. Man kann es halt nicht ausschließen, nur auch nur annähernd wahrscheinlich ist es nicht.
Das Kennzeichen der Angsterkrankung ist ja auch gerade, dass im Angstanfall die Beschwerden wahrgenommen und fehlinterpretiert werden. Außerhalb der Angstanfälle kann der Betroffene die irrationalen Gedanken und Befürchtungen meist selber ganz gut beurteilen und abschätzen.
Nun ist es aber tatsächlich so, dass bei Angstpatienten sich einige körperliche Erkrankungen bzw. Krankheitsmuster im Verlauf häufiger als bei Nicht-Angstpatienten nachweisen lassen. Woran dies liegt ist unklar. Es könnte eine gemeinsame biologische Veranlagung bzw. Risiko vorliegen oder aber einfach auch ein Zusammenhang der Belastung durch die Erkrankung mit der Angst.
So findet man bei Patienten mit Angsterkrankungen (Panikstörung oder Generalisierter Angststörung etwa
• 4,6 mal häufiger kardiale Erkrankungen
• 2,4 mal häufiger Bluthochdruck
• 2,4 mal häufiger Magen-Darm-Probleme
• 3,5 mal häufiger gynäkologische bzw. urologische Störungen
• 5,0 mal häufiger Migräne
Gerade weil eben körperliche Erkrankungen und Angststörungen gleichzeitig auftreten können und auch auftreten, sollten eben durch eine Untersuchung vor einer psychotherapeutischen Behandlung entsprechende Erkrankungen erkannt und behandelt werden. Zudem sind übliche Kontrolluntersuchungen beim Hausarzt zu empfehlen.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:31 
Ich habe schreckliche Angstattacken und glaube, ich werde verrückt. Wie groß ist das Risiko durch Angst und Panikattacken den Verstand zu verlieren?





Antwort:



Es ist eine ausgesprochen häufige, aber falsche und unpassende Überzeugung, dass man den Verstand verlieren könnte oder "durchdreht" wenn man eine Angstattacke bekommt. Im Moment einer schweren Angstattacke bei der Panikstörung meint der Patient vielleicht noch, dass er die Kontrolle über seine Gedanken und Gefühle verlieren könnte oder aber schwere Auswirkungen wie ein Schlaganfall oder Herzinfarkt drohen könnten.
Kein Zweifel, eine Angstattacke mit den begleitenden körperlichen Reaktionen ist unangenehm und auch für die Betroffenen unheimlich. Aber gefährlich im befürchteten Sinne ist eine Panikstörung nicht. Vielmehr läuft eigentlich eine recht normale und "sinnvolle" Alarmreaktion des Körpers in übertriebenem Ausmaß ab, wobei die negativen Gedanken und Katastrophenbefürchtungen und der fehlende Abgleich an der Realität im Sinne eines Teufelskreises der Angst sich immer weiter aufschaukeln können. Zu Urzeiten war diese Alarmierungsreaktion sinnvoll, um den Körper schnell für eine Flucht- oder Kampfreaktion zu alarmieren. Die Gedanken mussten dabei natürlich auch nicht "logisch" sein, sondern sich allein auf die Gefahr und Flucht konzentrieren. Diese Alarmreaktion aktiviert also den Körper, kann aber keinen Schaden im Gehirn anrichten. Ganz sicher aber eben nicht dazu führen, dass man den "Verstand verliert". Auch wenn einigen Patienten während der Angst die Welt "fremd" vorkommt (Derealisation) oder sie sich selber wie fremd in der Umgebung vorkommen (Depersonalisation): Dies ist ein vorübergehender Zustand, der auch wieder aufhört.
Vielmehr hält eine Angstreaktion für eine bestimmte Zeit z.B. 30 Minuten an, lässt dann aber auch irgendwann wieder nach. Dies zu erkennen und damit umgehen zu lernen ist eine wesentliche Grundlage in der Angstbewältigung.


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BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:32 
Welche Ursache hat eine Panikstörung?
Welche Erklärungen gibt es für Panikstörungen?
Welche Modelle zur Entstehung der Panikstörung gibt es?
Welche Ursache können Panikanfälle haben?
Ich habe immer wieder plötzliche Angst, woher kommt das?






Antwort:



Wie bei den meisten psychischen Problemen kann meist nicht eine einzelne Ursache eine Panikstörung erklären. Für psychische Störungen wie z.B. Angststörungen wird heute ein Zusammenwirken von einer angeborene (genetischen) Veranlagung = Diathese und psychischen Belastungsfaktoren (Stressfaktoren) angenommen.
Es gibt sehr unterschiedliche Vorstellungen, Erklärungsmodelle und Lehrmeinungen über das Entstehen von Angststörungen. Je nach Therapeutenschule werden dabei Lerntheorien bzw. Modelllernen, Mileufaktoren oder psycho-soziale Belastungen, frühkindliche Mangelerfahrungen und Traumata oder aber psychoanalytische Therapien der Angst favorisiert. Daneben gewinnen heute neurobiologische Erkenntnisse und Grundlagenforschungen zunehmend an Bedeutung.
Geht man von einer geerbten Vulnerabilität= Empfindlichkeit aus, so schliesst dies keinesfalls aus, dass in der Kindheit bestimmte negative Erfahrungen wie Trennungserfahrungen, Vernachlässigung, Zurückweisungen und mangelndes Selbstwert eine ganz erhebliche Rolle spielen können. So kann z.B. ein längerer Krankenhausaufenthalt des Kindes eine allgemeine Ängstlichkeit verstärken, andererseits aber dazu führen, dass bestimmte soziale Lernerfahrungen zum Umgang mit Belastungen nicht gemacht werden konnten. Auch kann z.B. eine Mutter mit Panikstörungen ein negatives Modell für ihr Kind sein.
Eine entsprechende Diathese, also Veranlagung, kann nun zum Auftreten von Panikattacken führen - muss dies aber nicht zwangsläufig. Vielmehr werden hier individuelle Lebensumstände, Belastungen wie auch persönliche Ressourcen im Umgang mit Belastungen und Stress eine Rolle spielen.
Neurobiologisch wird heute besonders ein bestimmtes Kerngebiet im Gehirn, die Amygdala = Mandelkern, in Zusammenhang mit Angsterkrankungen gebracht. Danach kann man heute feststellen, dass Angstpatienten nicht eine allgemeine Ängstlichkeit aufweisen, sondern vielmehr eine selektive Überempfindlichkeit in bestimmten Hirnbereichen, die für die Einschätzung und Reaktionen auf potentiell gefährliche Reize verantwortlich sind. Dies ist biologisch gesehen eine durchaus sinnvolle Reaktionsbereitschaft, die ein Überleben bei blitzschnell auftretenden Gefahrensituationen ermöglichen kann. Bei Angstpatienten ist aber eine Fehlregulation im Sinne einer besonderen Überempfindlichkeit zu verzeichnen: Somit wird eine Angst- oder Alarmreaktion bereits dann ausgelöst, wenn eigentlich noch keine wirkliche Gefährdung besteht. Der sog. Amygdala-Hippokampus-Bereich im Gehirn nimmt aber eine (Fehl-)einschätzung vor, der einen Sinnesreiz (z.B. ein optisches Bild oder Geräusche) als bedrohlich ansieht. Diese vermeindliche Gefahr wird nun bei einem erhöhten allgemeinen Anspannungsniveau besonders beachtet und nachfolgend verstärkt und übertrieben wahrgenommen - und gewinnt damit eine übermässige Bedeutung (die eigentlich einer lebensgefährlichen Situation entsprechen würde).
Dies erklärt eine häufig bei Angstpatienten anzutreffende "Fehlinterpretation" bzw. falsche Wahrnehmung und Bewertung von körperlichen Symptomen, die dann zu einem Teufelskreis der Angst führen. Damit ist gemeint, dass die besonders empfindliche (und selektive) Wahrnehmung von Körpersignalen (wie z.b. beschleunigter Puls oder Atemfrequenz, Kribbeln der Hände oder Schwindelgefühle) auf der gedanklichen Ebene als "Gefahr" bewertet werden. Häufig sind dabei unrealistische Katastrophisierungen bzw. Übertreibungen zu verzeichnen. Auf jeden Fall lösen die Gedanken Emotionen (Gefühle) der Angst aus und werden indirekt auch Erinnerungen bzw. Bilder von früheren Bedrohungserlebnissen reaktivieren.
Dies wiederum führt dazu, dass eine (eigentlich zunächst unspezifische) Alarm- und Stressreaktion ausgelöst wird, d.h. eine Aktivierung des autonomen Nervensystems führt jetzt zu einer verstärkten Anspannung, Herzfrequenz bzw. flacherer Atmung. Womit der Teufelskreis scheinbar geschlossen wäre.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:33 
Welche Möglichkeiten der Angsttherapie / Angstbehandlung gibt es? Wie kann eine Panikstörung behandelt werden?
Gibt es Hilfe bei wiederkehrenden Angstattacken (Panikattacken)?
Welche Medikamente helfen bei Angst und Panikstörungen?
Gibt es eine spezielle Therapie gegen Angst?






Antwort:



Eine Angsttherapie kann medikamentöse und psychotherapeutische Behandlungsverfahren der Angst einschließen:
Medikamente:
Medikamente werden zumeist in der Akutphase der Angststörung eingesetzt, damit der Patient überhaupt die Therapie aufsuchen kann. Hierfür werden schnellwirkende angstlösende Medikamente (sog. Benzodiazepine wie z.B. Lorazepam) KURZZEITIG eingesetzt. Diese Medikamente wirken zwar ausgesprochen gut, haben aber ein Abhängigkeitsrisiko, so dass man sie nur für kurze Zeit einnehmen sollte. Häufig wird der Therapeut zusätzlich zu Antidepressiva raten, die ebenfalls eine angstlösende Wirkung haben, aber erst nach einer längeren Einnahmedauer von ca 2 Wochen ihre Wirkung zeigen. Ein Abhängigkeitsrisiko besteht aber bei diesen Medikamenten nicht. Zur Auwahl stehen hier verschiedene Medikamente, die auch für Angststörungen eingesetzt werden. Insbesondere Selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer (SSRI) werden im deutschsprachigen Raum häufiger verordnet. Daneben können aber auch tricyclische Antidepressiva eingesetzt werden, besonders wenn Schlafstörungen bestehen, wird dies als Alternative gerne erwogen.
Antidepressiva können selten zunächst die Angstsymptome scheinbar verstärken, bzw. unerwünschte Wirkungen (z.B. Herzstolpern) verursachen, die als Angstsymptome fehlgedeutet werden. Nach kurzer Zeit (ca 1 Woche bis 10 Tagen) sind jedoch in aller Regel keine Nebenwirkungen der Medikation mehr spürbar und der positive Wirkungseintritt wird verstärkt wahrgenommen.


Psychotherapie:

Für die Behandlung von Angststörungen stehen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Besonders effektiv ist die Kognitive Verhaltenstherapie (mit oder ohne Expositionstraining). In aller Regel wird man dabei kurzzeitig eine medikamentöse Unterstützung einsetzen, die dann aber schrittweise wieder reduziert bzw. ganz abgesetzt wird.


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Donnerstag 17. August 2006, 21:34 
Welche Ziele hat eine Psychotherapie bei Angstattacken (Panikstörung)?





Antwort:



Zielsetzung der Angstbehandlung ist die Beseitigung der Angstanfälle.
Dies mag zunächst trivial klingen, stellt aber doch an den Patienten und auch die Therapeuten besondere Anforderungen.
Zweifelos wünscht sich jeder Patient, dass die Angst ihn nicht mehr im Griff hat, sondern er bzw. sie selber eine aktive Bewältigung der Angst erreicht. Dennoch kann die Angst nicht so ohne weiteres ausradiert oder völlig in den Hintergrund verdrängt werden. Dies wäre sicher aus Sicht einiger Patienten die verlockendste Alternative oder Möglichkeit einer Angsttherapie. Sie würden sich am liebsten nicht mehr mit der Angst auseinander setzen müssen. Die Idealform einer solchen Therapie aus Sicht der Patienten wäre vermutlich eine Art Narkose aus der Mann dann ohne Ängste wieder aufwacht und sich nicht mehr bewusst mit den Ängsten auseinander setzen muss.
Das genaue Gegenteil passiert aber in aller Regel in der Therapie. Hier steht die gedankliche bzw. inhaltliche und emotionale Auseinandersetzung im Vordergrund. Die Angst und ihre körperlichen Reaktionen sollen in der Therapie im Mittelpunkt des Interesses stehen bzw. in sog. Expositionen eine ganz bewusste Konfrontation mit den Ängsten erfolgen. In diesen Übungen soll also nicht gelernt werden, wie man die Angst "klein" hält oder mit ihr leben kann. Vielmehr wird der Patient sogar angeleitet, die Angst möglichst intensiv und stark zu erleben. Nur so erlebt der Patient, dass die zuvor bestehenden Befürchtungen (z.B. am Angstanfall zu sterben, verrückt zu werden etc.) unbegründet waren. Und nur so erlebt der Patient auch, dass die Angstanfälle nach einer gewissen Zeit zurückgehen und nicht (wie befürchtet) immer stärker und stärker werden und zur absoluten Katastrophe führen.
Diese Auseinandersetzung mit der Angst wird vom Patienten nun ganz sicher zunächst als sehr bedrohlich bzw. fürchterlich erlebt. Kein Wunder. Wer würde sich freiwilig in eine für ihn bisher als bedrohlich erlebte Situation begeben?
So sehr auch die Angst bzw. die Folgen der Angst das Leben des Patienten bestimmen und negativ beeinflussen : Er oder Sie wird zunächst nach "sanfteren" Alternativen oder Tricks suchen.
Es muss für die Patienten völlig unverständlich erscheinen, wenn ein Therapeut ihnen also zunächst einen solchen Therapieweg vorschlägt und ihnen eine von ihnen bisher als "bewährte" Medikation empfundene Therapie mit angstdämpfenden Mitteln (z.B. Benzodiazepine wie Tavor, Diazepam, Lexotanil) vorenthalten oder andere dämpfende Mittel (z.B. Imap-Sprizen mit einer neuroleptischen Medikation) nicht empfiehlt.
Erst im Verlauf der Therapie wird dabei dem Patienten deutlich, welche anderen Vermeidungsstrategien bzw. Umwege und "Erleichterungen" sich in der Folge der Angsterkrankung eingeschlichen haben. Es gilt also häufig genau diese im Verlauf der Angsterkrankung entstandenen Folgen zunächst klar zu erkennen und sich dann aktiv dafür zu entscheiden künftig einen anderen Weg im Umgang mit der Angst zu gehen.
Es liegt auf der Hand, dass ein Patient sich auf einen psychotherapeutischen Weg erst dann einlassen kann, wenn er/ sie ein Vertrauensverhältnis zum Therapeuten aufgebaut hat.
Einfühlungsvermögen (Empathie) und Offenheit sind dabei wesentliche Kriterien für einen guten Therapeuten.
Aufgabe des Therapeuten ist aber nicht, die Angst oder die Probleme für den Patienten zu beseitigen.
Dies kann letztlich nur durch den Patienten unter Anleitung des Therapeuten erfolgen.


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