WIRKSTOFF VALPROINAT - GÄNGIGSTE HANDELSNAMEN ERGENYL, LEPTILAN, MYLPROIN UND ORFRIL
Einsatzgebiete
In Arzneimitteln zur Therapie generalisierter Formen der Epilepsie als wirksamer Anteil enthalten, zählt Valproinsäure zu den Mitteln der ersten Wahl. Valproinsäure ist auch zur Therapie der bipolaren Störung zugelassen.
Eine besondere Eignung besteht bei der Behandlung von Absencen, Aufwach-Grand-Mal und jugendlicher myoklonischer Epilepsie.
Nach fachkundiger Einstellung des Patienten durch den Arzt führt Valproinsäure empirisch bei über 6 von 10 Patienten zu dauerhafter Anfallsfreiheit.
Nach den Empfehlungen der Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft kann Valproinsäure auch zur vorbeugenden Behandlung von Clusterkopfschmerzen verwendet werden.
Handelsnamen (alphabet.)
In den deutschen Apotheken findet man diesen Wirkstoff in folgenden handelsüblichen, zugelassenen Arzneimitteln:
Convulex®
Convulsofin®
Depakine®
Ergenyl®
Ergenyl chrono®
espa-valept®
Leptilan®
Mylproin®
Orfiril®
Valpro beta®
Valpro TAD®
Valproat-neuraxpharm®
Valproat RPh®
Valproat Sandoz®
valprodura®
Valproflux®
valproinsäure von ct®
Valproinsäure-ratiopharm®
Valprolept®
Verträglichkeit, bekannte Nebenwirkungen
Vorteilhaft bei der Behanldung ist, dass Valproinsäure nicht sedierend wirkt und oft auch bei eventuell nicht erkannter idiopathischer generalisierter Epilepsie anschlägt. Es kann auch intravenös verabreicht werden.
Neben einigen harmloseren und vorübergehenden Nebenwirkungen kann es unter der Behandlung mit Valproinsäure zu inakzeptablen Nebenwirkungen kommen, die einen Abbuch der Behandlung erfordern:
Als häufigste Nebenwirkungen kommt es zu Schläfrigkeit, Zittern (Tremor), Ernährungsproblemen (geringer oder übermäßiger Appetit), Durchfall, übermäßiger Speichelbildung und vorübergehendem Haarausfall. Gelegentlich treten Hörstörungen, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen / Muskelhypotonie, Gangunsicherheit, übersteigerte Aktivität, Stupor, Ödembildung (Wassereinlagerungen) und Verwirrtheit auf und auch das Auftreten einer hirnorganischen Erkrankung (dosisunabhängig), seltener entwickelt sich eine chronische Erkrankung des Gehirns mit Störungen der kognitiven Leistungsfähigkeit (Enzephalopathie). Letzteres Phänomen ist insbesondere bei einer Langzeittherapie beobachtet worden und es geht dann oft mit vermehrten Krampfanfällen und schweren Allgemeinveränderungen im EEG einher. Bei Frauen kann es zum PCO-Syndrom kommen. Insbesondere am Behandlungsbeginn können Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit auftreten. Häufig kommt es zu einer Blutbildveränderung mit z. B. Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie) oder der weißen Blutkörperchen (Leukopenie), Enzyminhibition. Valprorinsäure kann zudem die Blutgerinnung beeinflussen, was zu einer erhöhten Blutungsneigung führen kann. Seltener kommt es zu einer Nierenfuktionsstörung in Form eines Fanconi-Syndroms, einer Schädigung der Leber (teils mit tödlichem Ausgang) oder der Bauchspeicheldrüse (ebenfalls mit teils tödlichem Ausgang / gehäuft beim Vorliegen von Stoffwechselstörungen und bei Kombinationstherapie mit anderen Medikamenten). Bei einem Verdacht auch eine solche Störung ist das Medikament sofort abzusetzen. Dem klinischen Bild des Patienten ist hier stets mehr Bedeutung beizumessen, als den Laborbefunden, da es insbesondere bei Leber- und Bauchspeicheldrüsenschäden erst akut zu einer Verschlechterung der Blutwerte kommt.
In einer retrospektiven Untersuchung haben N. Adab et al. vom Centre for Neurology and Neurosurgery in Liverpool herausgearbeitet, dass Kinder, bei denen während der Schwangerschaft die Mutter mit dem Antiepileptikum Valproinsäure behandelt wurde, einen herabgesetzten verbalen Intelligenzquotienten (VIQ) als Nachkommen haben, die vorgeburtlich nicht mit diesem Medikament in Berührung kamen (Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry 2004; 75:1575-1583, 1517-1518).
Valproinsäure ist rezeptpflichtig.
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