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 Betreff des Beitrags: bekannteste Neuroleptika sortiert nach Wirstoffen
BeitragVerfasst: Montag 8. Mai 2006, 15:35 
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Hier findet Ihr Wissenswertes über die Wirkstoffe der verschiedenen Neuroleptika und die dazugehörigen gängigen Handelsnamen.

Bisher enthalten:
-Sulpirid- gängiger Handelsname Dogmaltil
-Haloperidol- gängiger Handelsname Haldol
-Clozapin - gängiger Handelsnamen Leponex oder Clozaril
-Levomepromazin- gängiger Handelsname Neurocil
-Risperidon- gängiger andelsname Risperdal
-Perazin - gängiger Handelsname Taxilan
-Chlorprothixen - gängiger Handelsname Tracatan oder Truxal
-Olanzapin - gängigr Handelsname Zyprexa


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BeitragVerfasst: Montag 8. Mai 2006, 15:35 
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WIRKSTOFF SULPIRID - GÄNGIGER HANDELSNAME DOGMATIL oder SULPIRID REAL

Eigenschaften
Sulpirid ist ein Arzneistoff, der vor allem in der Psychiatrie eingesetzt wird. Es zählt zu den atypischen Neuroleptika, hat allerdings auch eine gewisse antidepressive Wirkung. Von der chemischen Struktur her handelt es sich um ein substituiertes Benzamid.

Wirkprofil
Sulpirid hat im Gehirn eine starke Affinität zu den D2- und D3-Rezeptoren. Andere Neurotransmittersysteme werden kaum beeinflusst.

Die antipsychotische Wirkung setzt erst ab Dosen über 600 mg/Tag ein. Grund dafür ist vermutlich die geringe Schrankengängigkeit von Sulpirid, welche den eigentlich hochpotenten Stoff erst bei höheren Dosen als Neuroleptikum wirken lässt. Die höhere Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke im Bereich des tubero-infundibulären Systems führt dazu, dass schon relativ geringe Dosen Sulpirid eine erhöhte Prolaktin-Ausschüttung bewirken können.

Bei niedrigeren Dosen (unter 400-600 mg pro Tag) wirkt Sulpirid stimmungsaufhellend und aktivierend.


Indikationen
Sulpirid ist in einer Dosierung von 50-150 mg zur Behandlung von Depressionen zugelassen, wenn andere Antidepressiva versagt haben oder nicht angewendet werden konnten. In höherer Dosis kann es zur Behandlung von Schizophrenien verwendet werden.

Zubereitungen à 50 mg Sulpirid sind außerdem zur Therapie von Schwindelzuständen (Morbus Menière) zugelassen.


Unerwünschte Wirkungen
Die wichtigste Nebenwirkung von Sulpirid ist die Erhöhung der Prolaktin-Ausschüttung, die bei Frauen z.B. zu Zyklusstörungen, bei Männern zu Verweiblichung und Gynäkomastie führen kann. Die aktivierende Wirkung von Sulpirid kann mitunter als sehr störend empfunden werden und Schlafstörungen verursachen.

Besonders in hohen Dosen kann Sulpirid extrapyramidal-motorische Störungen (medikamenten-induziertes Parkinson-Syndrom) verursachen.


Darreichungsformen, Dosierung
Sulpirid (Original-Handelspräparat DOGMATIL, u.a.) liegt in verschiedensten Darreichungsformen zur oralen Einnahme (Tabletten, Kapseln, Saft, etc.) sowie als Injektionslösung vor.

Die Tagesdosis richtet sich nach dem jeweiligen Anwendungsgebiet (siehe Indikationen); sie sollte bei stationärer Behandlung 1200 mg (im Ausnahmefall 1600 mg) pro Tag nicht überschreiten.

Wegen der aktivierenden Wirkung sollte Sulpirid morgens eingenommen werden, bzw. die letzte Einzeldosis sollte spätestens bis 16:00 Uhr gegeben werden. Die Dosierung soll – speziell bei höherer Zieldosis – ein- bzw. ausschleichend geändert werden.


Zuletzt geändert von Ela am Montag 14. August 2006, 13:42, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Montag 8. Mai 2006, 15:39 
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WIRKSTOFF HALOPERIDOL - GÄNGIGER HANDELSNAME HALDOL

Haloperidol, ein Butyrophenonderivat, ist ein in Deutschland zugelassenes und sehr potentes Antipsychotikum (Markenname z. B. Haldol).

Wirkungsweise
Neuroleptika werden in ihrer Potenz oft mit der Ursubstanz Chlorpromazin verglichen. Haloperidol hat einen in etwa 50 mal höheren antipsychotischen Effekt bei verringerten vegetativen Nebenwirkungen (wie z. B. Mundtrockenheit, Tachykardie usw.).

Die genaue Wirkungsweise ist nicht bekannt, man nimmt aber an, dass Haloperidol spezifische Dopamin-Rezeptoren blockiert, während die Blockade der Rezeptoren, die vor allem Nebenwirkungen erzeugen, wie muscarinische und adrenerge, eher weniger ausgeprägt ist.

Wie bei allen Neuroleptika sind zwei Wirkungen voneinander zu unterscheiden: eine akute und eine langfristige. Die Primärwirkung ist dämpfend und sedierend, kann also bei Erregungszuständen gewünscht sein. Erst bei längerfristiger Anwendung tritt die eigentliche Heilwirkung ein: Haloperidol wirkt stark antipsychotisch und kann als medikamentöse Begleittherapie helfen, Krankheiten wie z. B. die Schizophrenie effektiver zu behandeln.

Nebenwirkungen
Während die vegetativen Nebenwirkungen eher in den Hintergrund treten, sind die Hauptnebenwirkungen von Haloperidol bei der Beeinflussung der extrapyramidalen Motorik zu finden. Dieser sogenannte "funktionelle Morbus Parkinson" ist normalerweise nach Absetzung der Therapie voll reversibel und dosisabhängig. Symptome sind abnorme Bewegungen im Kopf- und Halsbereich, Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken. Während der Therapie werden derartige Nebenwirkungen häufig durch Comedikamentation mit Antiparkinsonmitteln unterdrückt (etwa Biperidenderivaten wie Akineton; siehe auch Neuroleptikum). Da diese Mittel selbst eine unerwünschte Nebenwirkung herbeiführen, nämlich eine übermäßige Euphorisierung (sie machen "high"), wird wiederum ein Gegenmittel eingesetzt, und zwar ein Tranquilizer wie z. B. Valium oder Oxazepam.

Haloperidol darf bei hirnorganischen Erkrankungen nicht eingesetzt werden, da die Nebenwirkungen dann irreversibel auftreten können.


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BeitragVerfasst: Montag 8. Mai 2006, 15:39 
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WIRKSTOFF CLOZAPIN - GÄNGIGER HANDELSNAMEN LEPONEX ODER CLOZARIL

Clozapin ist ein Neuroleptikum, das 1971 im deutschen Sprachraum eingeführt wurde und das als das erste Neuroleptikum der Generation der atypischen Neuroleptika („Atypika“) gilt. Streng genommen aber stellt es das einzige Atypikum dar, da es im Gegensatz zu den später entwickelten Nachfolgesubstanzen auch in hoher Dosierung keine Neuroleptika-typischen Begleitwirkungen aufweist – v.a. löst es offenbar niemals extrapyramidal-motorische Störungen aus.

Clozapin (Markenname: Leponex® ,Clozaril® u.a.) gilt als mittelpotentes Neuroleptikum, wirkt jedoch häufig auch bei solchen Schizophrenien, die mit anderen Neuroleptika nicht oder nur unzureichend medikamentös beherrscht werden können. Darum wurden Clozapin-Präparate früher mitunter unkritisch eingesetzt (siehe Geschichte). Ein breit gestreuter Einsatz verbietet sich jedoch heute wegen einiger gefährlicher Schadeffekte, darunter die potenziell lebensbedrohliche Agranulozytose.

Wirkprofil
Clozapin interagiert mit verschiedenen Transmittersystemen. Es werden das dopaminerge, das adrenerge, das cholinerge, das serotonerge und das histaminerge System durch die Clozapin-Wirkung beeinflusst. Clozapin ist ein potenter Antagonist an α1-Adrenozeptoren, muskarinischen Acetylcholin M1-Rezeptoren, Serotonin-Rezeptoren (insbesondere 5-HT2A- und 5-HT2C-Rezeptoren) sowie Histamin H1-Rezeptoren. Von besonderm Interesse ist auch die Wechselwirkung von Clozapin mit Dopamin-Rezeptoren. Clozapin blockiert vorrangig den D4-Dopaminrezeptor und mit deutlich geringerer Affinität auch D1-, D3- und D5-Rezeptoren. Die D2-Blockade, die bei den "klassischen" Neuroleptika vermutlich für den Großteil der antipsychotischen Wirkung verantwortlich ist, ist ebenso nur gering ausgeprägt.

Obwohl die Pharmakologie des Clozapins auf Rezeptorebene sehr gut untersucht wurde, lässt sich bislang seine spezifisch antipsychotische Wirkung bei gleichzeitigem Fehlen von Dyskinesien nicht vollständig erklären. So soll die antiserotonerge, über 5-HT2A-Rezeptoren vermittelte Wirkung mittels einer "kompensatorischen" Dopamin-Ausschüttung in bestimmten Hirnarealen (Substantia nigra) für das Ausbleiben der Störwirkung sorgen.

Pharmakokinetik
Clozapin wird zu über 90% resorbiert, hat eine Bioverfügbarkeit von ca. 50-60% und eine Halbwertzeit von 8 bis 14 Stunden, im Schnitt 12 Stunden. Der einzig wirksame Metabolit ist das Desmethyl-Clozapin. Die Elimination erfolgt vorwiegend renal.


Klinische Indikationen
Clozapin ist als Mittel der letzten Wahl bei therapieresistenten Psychosen indiziert, wenn vorher sämtliche Optionen versagt haben bzw. nicht vertragen wurden. Es kann darüber hinaus wegen der fehlenden extrapyramidal-motorischen Störwirkungen bei Parkinson-Patienten eingesetzt werden, wenn unter dopaminerger Medikation behandlungsbedürftige psychotische Symptome auftreten, ferner auch bei Chorea Huntington-Erkrankten.

Unerwünschte Wirkungen
Agranulozytose
Die gefährlichste "Nebenwirkung" ist die während der gesamten Einnahmezeit mögliche Ausbildung einer Agranulozytose. Eine Verminderung der weißen Blutkörperchen (vgl. Leukopenie, Neutropenie) ist unter Clozapin-Einnahme häufig; daher muss das Blutbild engmaschig überwacht werden, um ein ernsthaft gefährliches Absinken der Granulozytenzahl rechtzeitig zu erkennen. Wird das Medikament dann nicht sofort abgesetzt, besteht Lebensgefahr – bis etwa 1976 sind weltweit einige Hundert Clozapin-Patienten auf diese Weise ums Leben gekommen.

Die meisten Agranulozytosen (ca. 70%) treten in den ersten 18 Wochen der Einnahme auf, darum muss während dieser Zeit das Blutbild wöchentlich kontrolliert werden.


Weitere Risiken
Andere Clozapin-spezifische Risiken sind die Ausbildung eines Diabetes mellitus, eine Beeinträchtigung der körpereigenen Temperaturregulation (Erzeugung von Hyper- und Hypothermien) sowie die Kardiotoxizität der Substanz. Auch gibt es den Verdacht, das es einen Selenmangel verursachen kann.


Absetzpsychosen
Beim Absetzen von Clozapin kann es zu so genannten Absetzpsychosen kommen, die vom klinischen Bild her gravierender als die ursprünglich behandelte Psychose sein können. Diese Reaktionen treten besonders nach langdauernder, hochdosierter Einnahme auf und werden im Allgemeinen als "Hypersensibilisierungsreaktionen" interpretiert. Im Extremfall kann dadurch ein Absetzen des Präparats vollkommen scheitern.


Geschichte

Entdeckung
Das Clozapin wurde im Mai 1960 im Rahmen eines ca. 2000 Substanzen umfassenden Screenings von der WANDER AG in Bern (Schweiz) synthetisiert. Die antipsychotische Wirksamkeit wurde nicht erkannt; der potenzielle Arzneistoff blieb nur wegen seiner sedierenden Effekte im Tierversuch ein Kandidat für weitere Tests.

Erste Versuchsreihen mit menschlichen Probanden erbrachten um 1962 eher unbefriedigende Resultate. Deshalb folgten erst ab 1966 weitere Studien am Menschen – nun an Patienten mit chronisch-produktiver Schizophrenie –, wobei die antipsychotische Wirkung auffiel.

"Anti-paradigmatische Wirkung", Namensgebung
Bis zur Mitte der 1960er Jahre war die von dem Psychiater Hans-Joachim Haase formulierte Theorie der " neuroleptischen Schwelle" weithin anerkannt, wonach eine (auf der Dopamin-Blockade beruhende) antipsychotische Wirkung erst mit dem Auftreten der unerwünschten Parkinson-Symptome einsetzen sollte.

Das Clozapin widerlegte diese Theorie so eindrucksvoll, dass der Hersteller das 1971 im deutschen Sprachraum zugelassene Präparat LEPONEX nannte: Der Name leitet sich von lepus (lat. für Hase) ab und bedeutet demnach soviel wie "Ha(a)se tot".

Gehäufte Todesfälle, Konsequenzen
In den folgenden Jahren wurde das Clozapin/Leponex® in Europa zunehmend häufig verordnet, da es von vielen Patienten im Vergleich etwa zum Haloperidol wesentlich besser toleriert wurde. Mit der stark steigenden Verschreibungszahl häuften sich dann aber um 1975 auch Meldungen über tödlich verlaufende (!) Agranulozytose-Fälle – zuerst in Finnland, wo das Präparat in jenem Jahr erst neu zugelassen wurde.

Nachdem das Clozapin als Auslöser feststand, folgten sehr unterschiedliche Reaktionen der einzelnen Regierungen bzw. staatlichen Zulassungsbehörden – von der konsequenten Marktrücknahme (Finnland) bis zum Weiterbestehen der Zulassung mit einigen Warnhinweisen (Deutschland).

Hier wurden erst 1979 spezielle Regelungen für die Verordnung von Leponex® getroffen, die dann allerdings einzigartig auf dem gesamten Arzneimittelmarkt waren: Eine beabsichtigte Clozapin-Verordnung musste der betreffende Arzt dem Hersteller melden, erhielt ein Informationspaket, dessen Beachtung er schriftlich zusichern musste, und erst dann die Berechtigung zur Verordnung.

Dadurch wurde ein staatliches Verbot der Clozapin-Abgabe vermieden.


Aktuelle Situation
Trotz jahrelanger Bemühungen verschiedener Hersteller, vom Clozapin ausgehend ein ebenbürtiges Antipsychotikum ohne die gefährlichen Schadeffekte zu finden, ist dieser Wirkstoff der einzige geblieben, der auch in Hochdosis keine Parkinson-Symptome auslöst. Eine verwandte und mittlerweile sehr häufig eingesetzte Substanz ist das Olanzapin, das hinsichtlich seiner Langzeitsicherheit noch nicht zuverlässig zu beurteilen ist.

Olanzapin und andere neuere Neuroleptika wie Quetiapin und Risperidon bringen jedoch offenbar kein erhöhtes Agranulozytose-Risiko mit sich und werden deshalb gegenüber dem Clozapin bevorzugt.

Seit Ende der 1990er Jahre kamen mehrere Clozapin-Generika auf den Markt, von denen einige ohne die besonderen Vorsichtsmaßnahmen des Originals Leponex® verordnet werden können; für die Arzneimittelsicherheit ist das ein Rückschritt.


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BeitragVerfasst: Montag 8. Mai 2006, 19:24 
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WIRKSTOFF LEVOMEPROMAZIN - GÄNGIGER MARKENNAME NEUROCIL

Eigenschaften
Levomepromazin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Phenothiazine, der in der Psychiatrie eingesetzt wird. Es handelt sich um ein niederpotentes (schwaches) Neuroleptikum, das eher als Schlaf- und Beruhigungsmittel dient und kaum primär zur Behandlung von Schizophrenien dient.

Wirkprofil
Levomepromazin wirkt relativ unspezifisch an Dopamin-, Histamin- und weiteren Rezeptortypen im ZNS. Es greift in mehrere Transmittersysteme ein und weist die typischen Wirkungen und Nebenwirkungen der Phenothiazin-Neuroleptika auf

Indikationen
Levomepromazin ist zugelassen zur Anwendung bei Erregungszuständen, die im Rahmen psychotischer Störungen oder bei Manie auftreten.

Als Besonderheit unter den Phenothiazinen besteht daneben noch die Zulassung für die Kombinationstherapie schwerer bzw. chronischer Schmerzen.

Darreichungsformen, Dosierung
Levomepromazin liegt als Handelspräparat (Markenname NEUROCIL®, sowie diverse Generika) in Form von Tabletten sowie als Tropfen/Lösung zum Einnehmen vor.

Die mittlere Tagesdosis beträgt 30-75 mg (stationär maximal 300 mg pro


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BeitragVerfasst: Montag 8. Mai 2006, 19:25 
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WIRKSTOFF RISPERIDON - GÄNGIGER HANDELSNAME RISPERDAL

Risperidon ist ein Arzneistoff, der in der Psychiatrie als Antipsychotikum verwendet wird.

Einordnung
Risperidon wird zu den atypischen Neuroleptika gezählt, da es sich durch befriedigende Wirksamkeit gegen psychotische Symptome auszeichnet, während bestimmte schwere Nebenwirkungen der älteren Neuroleptika (extrapyramidal-motorische Störungen, EPMS) unter Behandlung mit dieser Substanz recht selten auftreten.

Potenz
Die neuroleptische Potenz von Risperidon wird mit etwa dem 50-fachen derjenigen des Chlorpromazins angegeben. Der Wirkstoff zählt demnach zu den hochpotenten Neuroleptika, vergleichbar mit Flupentixol, Fluspirilen oder Olanzapin.

Chemische Struktur
Risperidon ist ein Benzisoxazol-Derivat und strukturverwandt mit Ziprasidon, im weiteren Sinne auch mit Aripiprazol.

Pharmakodynamik
Die vermutlich wesentlich für die antipsychotische Wirkung von Risperidon verantwortliche D2-Affinität beträgt ca. 1/3 derjenigen von Haloperidol. Der 5-HT2-Antagonismus ist bei Risperidon deutlich stärker ausgeprägt als die Wirkung auf Dopamin-Rezeptoren, was Konsequenzen für die psychotische Negativsymptomatik, aber auch für die Nebenwirkungen bei Kombinationstherapie hat.

Unerwünschte Wirkungen
Risperidon führt seltener zu Parkinson-Symptomen als die "klassischen" Substanzen (Butyrophenone oder Phenothiazine). Allerdings ist die EPMS-auslösende Wirkung nicht Null, sondern soll z.B. der von Flupentixol vergleichbar sein (1). Risperidon besitzt noch andere Störeffekte, die der Compliance abträglich sein können, etwa Gewichtszunahme oder Erhöhung des Serum-Prolaktinspiegels. Es wirkt insgesamt kaum sedierend.

Die Kombinationstherapie mit Risperidon und anderen Psychopharmaka (s.u.) erhöht tendenziell die Inzidenz und das Ausmaß unerwünschter Wirkungen.

Indikationen
Risperidon ist zur Therapie schwerer und chronischer schizophreniformer Störungen zugelassen. Es kann darüber hinaus zur Behandlung manischer Phasen verwendet werden.

Es besitzt keine nachgewiesene phasenprophylaktische Wirkung.

Kontraindikationen

Absolute Kontraindikationen
Hyperprolaktinämien schließen die Anwendung von Risperidon aus, sofern sie nicht arzneimittelbedingt (d.h. mittels Absetzen des verursachenden Präparats reversibel) sind.

Relative Kontraindikationen
Zu den Zuständen, bei denen Risperidon nur mit besonderer Vorsicht verabreicht werden darf, zählen QT-Strecken-Verlängerungen im EKG (bestimmte Herzerkrankungen), da die Substanz potenziell QT-verlängernd wirkt. Demenzen stellen ebenfalls eine Anwendungsbeschränkung dar, da unter Risperidon bei demenzkranken älteren Patienten die Sterblichkeit steigt.

Kombinationstherapie
Risperidon wird mitunter in Kombination mit weiteren Pharmaka zur Behandlung anderer psychischer Störungen als Schizophrenie und Manie eingesetzt (Augmentation).

Bipolare Störung.
Es existieren keine zuverlässigen Studienresultate, die einen Nutzen von Risperidon belegen (2), mit Ausnahme der akuten manischen Phase.
Depression. Es existieren keine verlässlichen Nutzennachweise, gleichwohl Empfehlungen aus herstellernaher Quelle und einzelne Fallberichte mit positivem Ausgang (vgl. 4). Gleichzeitige Gabe von Risperidon und SSRI erhöht das Risiko eines Serotonin-Syndroms und darf nur mit besonderer Vorsicht erfolgen. Kombination von Risperidon und Paroxetin kann zu exzessiver Gewichtszunahme führen (5).
Schizophrenie: Eine Untersuchung der Kombination Clozapin/Risperidon zeigte gegenüber den Einzelstoffen keine verbesserte Wirksamkeit (3).

Handelspräparate, Dosierung
Risperidon ist in Deutschland unter dem Markennamen Risperdal® im Handel. Seit 2005 ist unter der Bezeichnung Risperdal CONSTA® eine Zubereitung zur parenteralen Anwendung mit verzögerter Freisetzung erhältlich - das erste atypische Depot-Neuroleptikum.

Die empfohlene (orale) Tagesdosis beträgt 2-6 mg, kann in bestimmten Fällen auch höher sein.


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BeitragVerfasst: Montag 8. Mai 2006, 19:25 
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WIRKSTOFF PERAZIN - GÄNGIGER HANDELSNAME TAXILAN

Eigenschaften
Perazin (10-[3-(4-Methyl-1-piperazinyl)propyl]phenothiazin, in Deutschland auch unter dem Handelsnamen Taxilan bekannt) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Phenothiazine und wird als mittelpotentes Neuroleptikum zur Behandlung von Psychosen eingesetzt.

Perazin hat neben einem mittelstarken antipsychotischen auch einen deutlichen psychomotorisch dämpfenden Effekt; es wirkt ausgeprägt sedierend, schlafanstoßend und vegetativ beruhigend.

Indikationen
Perazin ist zugelassen zur Anwendung bei akuten psychotischen Syndromen mit Wahn, Halluzinationen, Denkstörungen und Ich-Störungen. Katatone Syndrome, chronische endogene und exogene Psychosen, maniforme Syndrome und Erregungszustände sind weitere Einsatzgebiete.

Wirkmechanismus
Perazin blockiert wie alle Phenothiazine den D2-Rezeptor und darüber hinaus noch Noradrenalin- und Histamin-Rezeptoren.

Die Halbwertszeit zur Elimination aus dem Blutserum beträgt etwa 35 Stunden.

Unerwünschte Wirkungen
Häufige Nebenwirkungen sind (übermäßige) Sedierung, extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS) mit Früh- und Spät-Dyskinesien, Akathisien und Parkinson-ähnliche Symptome. Außerdem können Hypotonie, Erhöhung der Leberenzyme, Blutbildveränderungen (z.B. Agranulozytose), Erhöhung des Prolaktinspiegels mit Gynäkomastie oder Galaktorrhoe und medikamenteninduzierte Depression auftreten.

Die anticholinerge Wirkkomponente von Perazin kann delirante Syndrome verursachen, besonders wenn gleichzeitig Trizyklische Antidepressiva eingenommen werden.

Darreichungsformen, Dosierung
Perazin liegt als Handelspräparat (Markennamen z.B. TAXILAN®, Perazin-neuraxpharm, u.a.) in Form von Tabletten sowie als Lösung zum Einnehmen vor. Die Einnahme wird meist mit einer Dosis von 50-150 mg begonnen; die mittlere Tagesdosis beträgt bis zu 500 mg (stationär bis max. 1000 mg pro Tag).


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BeitragVerfasst: Montag 8. Mai 2006, 19:26 
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WIRKSTOFF CHLORPROTHIXEN - GÄNGIGER HANDELSNAMEN TARACTAN UND TRUXAL

Chlorprothixen ist ein Thioxanthen

Arzneimittelgruppe
trizyklisches Antidepressivum (NSMRI = nicht selektiver Monoamin-Rückaufnahme-Inhibitor, wobei Noradrenalin und Serotonin-Wiederaufnahme etwa gleich stark gehemmt werden)

Amitryptilin (Saroten), ein Dibenzozykloheptadien, ist der bekannteste Abkömmling von Chlorprothixen

Dosierung: 50-150 mg/d
Halbwertszeit: 10-40 h
aktiver Metabolit: Nortryptilin

Wirkung
psychomotorisch dämpfend, anxiolytisch

Indikation
agitiert-ängstliches depressives Syndrom

Nebenwirkungen

1. periphere vegetative Wirkungen:
anticholinerge Effekte durch die Blockade von Muskarinrezeptoren
Mundtrockenheit
Akkomodationsstörung (fehlende Einstellung der Pupillenweite)
Mydriasis (Pupillenerweiterung) mit Gefahr eines Glaukomanfalls
Obstipation (Verstopfung)
Miktionsbeschwerden mit Gefahr einer Harnsperre
Tachykardie (Herzfrequenz > 120/min)
Bei längerer Therapie nehmen diese Effekte ab.

Blockade peripherer α1- Rezeptoren
Orthostase mit Blutdruckabfall
reflektorische Tachykardie
direkt kardiale Wirkung durch chinidinartige Eigenschaften
Erregungsleitungsstörungen
im EKG: PQ-/QRS-Verbreiterung

2. zentrale Wirkungen:
Sedation, Schläfrigkeit (v.a. zu Beginn einer Amitryptilin-Therapie, als Ausdruck der H1-Histaminrezeptor-Blockade)
Delir (bei älteren PatientInnen)
Appetitsteigerung, Gewichtszunahme
Schlafstörungen
epileptische Krämpfe bei disponierten Personen

Vergiftung
ähnlich einer Atropin-Vergiftung

bei geringen Dosen: Mundtrockenheit, Trockenheit der Haut, leichte Bradykardie (Herzfrequenz < 60/min)
bei höheren Dosen: Durst, Tachykardie, Pupillenerweiterung, Blendungsgefühl, Lichtscheu
bei fortschreitender Vergiftung: Schluckstörung (durch Versiegen der Drüsenfunktion), Akkodmodation ist nicht mehr möglich, Darmatonie, Harnverhaltung, Ruhelosigkeit, Verwirrtheit, Lachlust/Weinkrämpfe, Halluzinationen, AV-Block
Endstadium: die Körperttemperatur steigt als Folge der Hemmung der Schweißsekretion und durch die Störung der zentralen Regulation; die Haut ist heiß, trocken und rot
schließlich kann die zentrale Erregung in Depression übergehen, es folgen Somnolenz und Atemlähmung

Gegengift:
Physostigmin

weitere therapeutische Maßnahmen:
βBlocker (gegen tachykarde Rhythmusstörungen)
Diazepam (bei Krämpfen)

Vermarktung
Chlorprothixen wird unter den Namen Taractan® und Truxal® vermarktet.


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WIRKSTOFF OLANZAPIN - GÄNGIGER HANDELSNAME ZYPREXA

Olanzapin ist ein zu den atypischen Neuroleptika zählender Arzneistoff, der in der Psychiatrie hauptsächlich zur Behandlung schizophrener Psychosen eingesetzt wird.

Eigenschaften
Die Substanz ist strukturchemisch eng mit Clozapin verwandt. Im Gegensatz zu diesem kann es - besonders in hoher Dosierung - extrapyramidal-motorische Störungen (EPMS) verursachen. Das Risiko einer Agranulozytose ist unter Olanzapin jedoch geringer als unter Clozapin. Insgesamt löst Olanzapin wesentlich seltener bzw. geringer ausgeprägt EPMS aus als ältere Neuroleptika wie z.B. Haloperidol.

Die Compliance wird bei Olanzapin-Behandlung oft durch eine starke Gewichtszunahme sowie Schläfrigkeit beeinträchtigt. Als Ursache der Gewichtszunahme (1), die bei Clozapin und Olanzapin häufiger vorkommt als bei anderen Neuroleptika (2), wird ein Eingriff in die Insulin-Wirkung vermutet, so dass der Kohlehydrat-Stoffwechsel beeinträchtigt wird. Dies könnte auch das bei Olanzapin-Behandlung erhöhte Risiko einer Diabetes-Manifestation erklären.

Indikationen
Olanzapin ist zur Behandlung der Schizophrenie sowie für die Therapie bipolarer Störungen zugelassen, sofern eine manische Phase auf die Behandlung angesprochen hat.

Für die Anwendung bei Depressionen besitzt Olanzapin mangels klarer Wirksamkeitsbelege keine Zulassung und auch keine Indikation (3). Dennoch ist die Off-label-Verordnung von Olanzapin an depressiv Erkrankte im deutschen Sprachraum verbreitet.

Kontraindikationen
Bei Engwinkelglaukom, psychotischen Zuständen bei älteren demenzkranken Patienten sowie nach kurz zurückliegendem MNS soll Olanzapin nicht angewendet werden.

Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Verabreichung von Olanzapin und anderen Arzneimitteln, die das QT-Intervall im EKG verlängern (z.B. Ziprasidon) hat zu unterbleiben. Die Krampfschwelle senkende Medikamente sollen nicht oder nur mit größter Vorsicht zeitgleich verwendet werden, da Olanzapin ebenfalls epileptische Anfälle begünstigt.

Handelspräparate
Der Handelsname des Olanzapin-Originalpräparats ist ZYPREXA®, hergestellt und vertrieben durch Eli Lilly. In Deutschland, Österreich und der Schweiz stehen Film- und Schmelztabletten zur oralen Einnahme sowie eine injizierbare Zubereitung zur Verfügung.

Dosierung
Die mittlere Dosis beträgt 5-20 mg Olanzapin pro Tag. Zur Vermeidung belastender Nebenwirkungen wird eine einschleichende Dosierung mit anfangs 5 mg täglich empfohlen.


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